01. – 02.12.

Freitag, 1. – Samstag, 2. Dezember

Unsere letzten Tage in Südafrika stehen sehr unter dem Zeichen des Fliegens. Obwohl dieser Tage immer wieder auch Wolken am Himmel stehen, finden sich doch jeden Tag auch Zeiten, den Gleitschirm zu lüften. Und da fast alle Fluggebiete hier einen Landeplatz am Strand haben, kommt auch das Baden nicht zu kurz – Sonne gibt es gratis dazu. Der Freitag beginnt wieder mit recht schwachen Bedingungen auf Sedgeview. Wenig Wind und eingelagerte Thermik und ich saufe zunächst erst einmal ab. Aber im zweiten Versuch, wegen der Flugschüler war die Auffahrt ohnehin geplant, finde ich schnell Thermikanschluss und kann die Soaringkante gut überhöhen. Dann frischt der Wind so kräftig auf und dreht dabei seitlich, dass mir die Entscheidung über eine Toplandung abgenommen wird, während Rudolf als tragischer Held in den Roman „Vom Winde verweht“ einzugehen droht. Abends sind wir zu Marc & Tina eingeladen, Gleitschirm fliegenden Bekannten von meinem letzten Besuch hier. Wie gewohnt gibt es Unmengen von Fleisch vom Braai-Grill sowie leckere Salate, bis wir alle nur noch Rollen können. Für den Sonntag sehen die Windvorhersagen nach Rückwärtsfliegen aus, aber als wir die Map of Africa erreichen, ist der Wind perfekt zum Starten. Nicht lange und unsere gesamte Gruppe tummelt sich zusammen mit anderen Fliegern im Aufwindband, dass bei dem kräftigen Wind bis über das Meer reicht. Auch ein Drachen fliegt, was hier eine Ausnahme ist. Und weit draussen können wir heute sogar Wale sehen; mal ein Abblasen von Luft mit grosser Dunstwolke, mal ein gewalter Schlag mit der Fluke, dann glättet sich das Wasser wieder. Nach einer guten Lektion Groundhandling am Strand für die Flugschüler matten auf dem Rückweg alle ab, während ich den Bus im Linksverkehr gen „Homebase“ schaukle. Und heute abend gibt es wieder ein „Poikie“ und ein Lagerfeuer. Russia, die etwas klein geratene deutsche Schäferhündin von Kristy, hat sich dies Jahr, als der Lagerfeuerplatz frisch gemauert wurde, selbigen als Schlafstätte ausgewählt. So wird sie wohl wieder die Textzeile des Midnight Oil Rock Songs „How shall I sleep when my bed is burning“ vor sich hin jaulen…     <<< zurück >>>     >>> weiter mit dem 03.12.2008 >>>

29. – 30.11.

Mittwoch, 29. – Donnerstag, 30. November

Heute ist Ingos letzter Flugtag, denn er möchte vor seinem Rückflug nach Hamburg noch für ein paar Tage in Kapstadt einschauen. Für einen Flug bei schwachem Wind von Gerrickes Point ist das Wetter gut. Doch heute wird es voll an der Kante, denn mit uns fahren noch eine Gruppe von Norwegern mit auf den Berg. Nach einer geduldigen Stunde passt der Wind endlich zum Starten und alsbald tummeln sich bis zu dreizehn Schirme im heute nur schmalen Aufwindband am vielleicht 300 Meter langen südwärts ausgerichteten Abschnitt der Soaringkante. Dennoch kann jeder fliegen so lange er (oder sie) mag und einträchtig tummeln sich DHV1-Schirme neben zwei UP Targa 2 mit vollverkleideten Piloten… Und auch der Donnerstag wird ein Flugtag. Allerdings schrumpft unsere Gruppe wieder ein Stück. Kristy bringt Ingo nach Kapstadt, ca. 450 km entfernt von der Garden Route, und Maria begleitet die beiden; nach vier Strandtagen nimmt sie das Angebot gerne an, die fantastisch gelegene Stadt nahe des Kaps der Guten Hoffnung kennenzulernen, wenn es auch nur für zwei Tage sein wird. Wir „hinterbliebenen“ Freiflieger, Rudolf und ich, fahren zusammen mit Roland und seinen drei Schülern nach Sedgeview hoch. Obwohl bewölkt, arbeitet die Kante heute thermisch. Allerdings löst die Thermik schon vor der Kante aus und so ist der Wind von praktisch null bis gerade so startbar mit Chance auf den Einstieg zyklisch wechselnd eine Herausforderung an die Wahl des besten Startzeitpunktes. Einmal saufe ich ab, die anderen Male gelingt mir der Einstieg und ich kann das grandiose Panorama in der sanften Thermik förmlich in mich einsaugen. Einsaugen ist das Stichwort: Rudolfs berühmt-berüchtigte Fähigkeiten als Starter, gepaart mit einem vielleicht etwas ungünstigen Startmoment, lassen ihn nach einer Buschberührung in elegantem Bogen in einer buschigen Baumgruppe verschwinden. Ich lande sofort top und höre erleichtert, dass er sich unversehrt gerade aus dem Gurtzeug befreit. Mit Hilfe einer Säge dauert es mal gerade eine halbe Stunde, bis wir mit dem geborgenen Schirm wieder am Startplatz stehen. Alles heil und Glück gehabt!!! Ein Abendflug im sanften Licht der untergehenden Sonne sowie ein Essen, reichhaltig, lecker und sehr preiswert, runden den Tag ab. Und mit dem späten Regen stellt sich bei langsam ein bisschen Heimkehrstimmung ein. Aber morgen wollen wir wieder fliegen… <<< zurück >>>                          >>> weiter zum 01.12. >>>

28.11.

Dienstag, 28. November

Soll in Deutschland etwa bald erster Advent sein? Hier geht die Sonne morgens halb sechs auf und wichtig ist, die Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor nicht zu vergessen. Das Wetter ist seit Tagen gut und wir gehen wieder fliegen. Im laminaren Aufwind an Gerrickes Point dürfen unsere Flugschüler ihre erste Stunde soaren. Ingo verbessert seine Technik der Toplandung und zu dritt versuchen wir noch einmal, die Kante bis Kleinkrantz und zurück zu fliegen. Aber wieder frischt der Wind auf und dreht weiter auf Ost, so dass das Zurückkommen nicht möglich ist. Wir versuchen es trotzdem und erhalten die Quittung, indem wir nach Durchfliegen eines turbulenten Bereiches in die Abwindströmung kommen und nacheinander brav am Strand einlanden müssen. Aber es ist gerade Ebbe und jede Menge Platz für eine sichere Aussenlandung. Die anschliessende Wanderung verbinde ich mit der Suche nach den schönsten Muscheln und finde auch einen grossen Seestern. Möwen fliegen Scheinangriffe auf uns und erteilen uns eine Lektion über Gleitflüge in niedriger Höhe… Zum Nachmittag geht es noch zur „Map of Africa“, einem Flugberg, der durch seine dem afrikanischen Kontinent sehr ähnelnde Form zu seinem Namen gekommen ist. Gut für Schüler, gut zum Groundhandeln und vor dem Grashügel lässt es sich auch prima soaren. Rudolf wünscht sich inzwischen mehr Thermik und mein Flugbuch zeigt mit mehr als 16 Stunden Flugzeit sowie vielen Landungen, zumeist um meine Toplande-Technik zu verfeinern. Mit einem gemütlichen Chicken-Braai lassen wir den Tag ausklingen und für morgen sehen die Wettervorhersagen tatsächlich nach Thermikfliegen aus… <<< zurück >>>                        >>> weiter zum 29.11. >>>

26. – 27.11.

Sonntag, 26. November

Mit Sonnenaufgang geniesse ich den Blick von meinem Zimmer aufs Meer. Heute ist Michas letzter Flugtag und es sieht danach aus, dass dieses ein vielversprechender wird. Wir starten diesmal von Sedgeview (cloud 9) aber ich freue mich zunächst einmal, einige der „Locals“ von den beiden anderen Besuchen wiederzusehen. Und während wir an der Soaringkante auf die eingelagerten Thermikbläschen lauern, beginnt für die beiden Flugschüler Gigi und Robin die Flugausbildung. Steffen, mein langjähriger Freund und Tandempassagier, wird abtrünnig und gesellt sich zu den „ParaAzubis“. Ingo säuft ab, Micha wird es zu unruhig in der Luft und nachdem auch Rudolf und ich landen gehen, fahren wir vier mit Kristy wieder nach Gerrickes hoch, während die Flugschule sich ein paar Kilometer weiter zu den Dünen von Kleinkrantz auf den Weg machen. Ingo säuft wieder ab, während wir in dem superlaminaren Windband mit unseren bunten Vögeln spielen. Ingo’s dritter Flug bestätigt, dass heute nicht sein Tag ist; es ist wieder nur einen Abgleiter. Die Flugschüler dagegen freuen sich über ihre ersten Abgleiter von der Düne und den anschliessenden Flug von der „Map of Africa“ bei Wilderness – immerhin ca. 250 Höhenmeter mit Landung direkt am Strand. Und abends sind wir wieder in Knysna. Diesmal natürlich auch mit Austern, befinden wir uns doch in einem der weltgrössten Austernzucht- und Fanggebiete. Auf Eis serviert und mit etwas Zitrone gegessen, finde ich die kleinen Wabbeldinger recht lecker. Montag, 27. November Den längsten Flug des Tages wird wohl Micha absolvieren; zurück in die Heimat mit kurzem Zwischenstopp in Knysna um sich seinen Pass bei einer Filiale der Bank abzuholen, bei der er ihn beim Geldwechsel nach unserer Ankunft in Johannesburg hat liegen gelassen. Aber auch für uns „Hinterbliebene“ sieht es schon wieder nach einem Flugtag aus! So werden wir nie dazu kommen, die Schönheiten der Garden Route anders als aus der Luft zu betrachten. Ihren Namen verdankt diese Gegend den burischen Seefahrern. Nach langen, trockenen Strecken entlang Namibias und der Westküste Südafrikas kam ihnen der hiesige, hauptsächlich mit Büschen und kleinen Baumen bewachsene Küstenabschnitt wie ein Garten vor. Heftige Regenfälle und Überschwemmungen im letzten Winter haben zahlreiche Brücken beschädigt und auch der „Tschou-tschou train“, eine touristische Zugverbindung zwischen George und Knysna mit Halt hier in Sedgefield musste eingestellt werden. Aber es wird hart daran gearbeitet, dass die Dampflok-bespannten historischen Wagen bald wieder auf der grandiosen Panoramstrecke verkehren werden.  Gemeinsam geht es heute nach Brenton-on-Sea, einem idyllischen Badeort mit zwei Startplätzen für eher westlichen Wind. Ein wunderschön-entspannter Tag mit zunächst sehr leichtem, dann aber immer besser anstehendem Wind verhilft allen von uns zur absoluten Flugsättigung. Und Steffen grinst wie ein Honigkuchenpferd nach seinen ersten 15 Minuten Soaringflug… Abends bei „Montecellars“ errinnern unsere beiden Flugschüler an ihre italienische Herkunft – es gibt Grappa. Und die Wettervorhersagen für morgen sehen nach einem weiteren Flugtag aus. <<< zurück >>>                           >>> weiter zum 28.11. >>>

24. – 25.11.

Freitag, 24. November

Die letzte Fahretappe steht heute an. Der Trailer ist wieder fit und nach einem Morgenbad im Fluss und einem schnellen Früstück geht es los. Noch einmal geht es durch die Halbwüste, diesmal durch die kleine Karoo. Es wird wieder hügeliger und nach einer letzten Passquerung sehen wir den Indischen Ozean. Leider aber mit vielen Wolken und als wir in Wilderness am Startplatz stehen, fängt es auch promt an zu regnen. Ankommen, Zimmer begutachten – Maria, Rudolf, Steffen und ich wohnen in einem sehr schönen Haus mit Blick bis zum Meer während Ingo und Micha nach einer Nacht noch einmal umziehen – Sachen ausräumen und ein bisschen erholen. Abends treffen wir uns zum Essen nach anschliessendem Barbesuch in „Katanooga“ incl. diverser alkoholischer Getränke schauen wir optimistisch auf den morgigen Samstag und das vorhergesagte Flugwetter.

Samstag, 25. November

Morgens noch wolkig, dauert es nicht lange, bis die Sonne sich zeigt. Auf nach Gerrickes! Der Startplatz in 150 Metern Höhe direkt über dem Indischen Ozean mit grandiosem Panorama. Als dann auch noch der Wind gut steht hält uns Flug-ausgehungerte Germanen nichts mehr auf dem Grund der Tatsachen und alsbald tummeln sich vier bunte Schirm entlang der Soaringkante. Noch besser wird es, als der Wind ein wenig auffrischt. Wir können die Kante so weit überhöhen, dass wir um das Ende der nach Osten ausgerichteten Kante herum auf die schöne Reise der sich anschliessenden Südkante mit mehr als 10 km bis zu den Dünen von Kleinkranz gehen. Dort angekommen versuchen wir gegen den Wind den Rückweg. Micha führt über lange Zeit mit seinem blau-gelb gezeichneten Schirm. Aber schlussendlich frischt der Wind so stark auf, dass wir die Kante zum dritten Mal, und diesmal mit Rückenwind, sehr schnell zurück fliegen. Viel Spass habe ich dann noch beim austoben hart am Wind über den Dünen; mit leicht angebremstem Schirm kann ich auch sehr schön rückwärts fliegen, während die anderen drei Herren in den Ozean springen und nach Haien Ausschau halten. Und dann kommen auch noch Roland und Steffen im Tandem und alle haben dieses Grinsen im Gesicht… Abends dann geht’s nach Knysna. Die Stadt ist wunderschön an einer riesigen Lagune gelegen, die einen der weltweit grössten Naturhafen bildet. Die Einfahrt vom Meer ist durch gewaltige Felsen markiert; “the heads”. Die Durchfahrt war nie einfach und so ist vor mehr als 100 Jahren auch einen deutsche Bark auf einer Sandbank auf Grund gelaufen. Genau dort liegt heute das Restaurant, in dem wir ein fantastisches Abendbrot essen. Zusammen mit zwei neuen Flugschülern, die abends aus Johannesburg angekommen sind, geht es anschliessend noch in’s „Zansibar“, einem Nachtclub (nicht zu verwechseln mit einem Striplokal), in dem neben Weissen auch Farbige und Schwarze den Samstagabend mit Trinken, Poolbilliard und Tanzen verbringen. Wir haben Glück, dass unser Ingo nicht von einer entschlossenen, reichlich gerundeten Frau entführt und vernascht wird. Ob wir nach dieser Nacht morgen überhaupt zum Fliegen kommen werden? <<< zurück >>>                    >>> weiter zum 26. – 27.11. >>>

Soaring am Gerrickes Point

23.11.

Do, 23. November

Roland ist schon zeitig auf und repariert den Trailer, der zuvor durch den Totalverlust eines Radlagers bewegungsunfähig geworden war. Es ist sicher kein Zufall, dass das hiesige Wort „pothole“ sowohl für eine spezielle Höhlenform mit eingestürtzter Decke als auch für „Schlagloch“ verwendet wird. Wir besuchen mal den Stausee und ich gehe auch baden, zusammen mit einer Schar von Kindern. Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier ist beeindruckend! Dennoch bestehen Unsicherheiten und Ängste bei mir, was ich tun kann und was ich lieber lassen sollte. In der vollen Mittagssonne sieht die Stadt Graaf-Reinet mit den zumeist weissen Häusern fast unwirklich schön aus. Wohl über 200 Gebäude im Kap-holländischem Stil stehen unter Denkmalschutz in dieser Stadt! Aber die Stadt ist kein Mueseum: ganz im Gegenteil – Läden, Märkte im Schatten der Stassenbäume und auch mal eine Gruppe von Männern, die auf eine unnachahmliche Art Domino spielen; die Natur-hölzernen Spielsteine werden reihum mit gewaltigem Knall auf das rostige Spielblech gehauen. Statt eines Abendfluges gibt es auf dem englischen Rasen des lokalen Rugby-Klubs ein bisschen Groundhandlich für alle und zum späten Abendbrot Rolands unnachahmliches „Poikie“ – ein Gericht, dass in einem grossen gusseisernen Kessel stundenlang über dem offenen Feuer köchelt und wo sich Zutaten wie Lammfleisch, Minikürbisse, ein Flasche Cola und noch viel mehr wiederfindet. Anschliessend sind wir alle ebenso rundbäuchig wie begeistert! Und morgen abend wollen nach der letzten Fahretappe im Indischen Ozean baden und vielleicht auch den ersten Flug in Wilderness erleben….      <<< zurück >>>                         >>> weiter zum 24. – 25.11. >>>

22.11.

Mi, 22. November

Aufwachen von Vogelgezwitscher, frühstücken im schattigen Garten mit leckeren Pflaumen frisch vom Baum und baden im Gariep-Stausee – so kann ein Tag doch starten! Heute geht es in die Karoo, eine unendlich weite Halbwüsten-Landschaft, immer wieder von Bergen durchsetzt und beeindruckend in iherer Vielfalt der Gelb-, Braun- und zu dieser Jahreszeit auch vorhandenen Grüntöne! So weit wie die Landschaft, so gross sind auch die Farmen hier. Vornehmlich Schafzucht auf manchmal über 100.000 ha, typischer Weise in runder Form um das Farmhaus abgezäunt. Und weite Agavenfelder mit der zugehörigen Tequilafabrik gleich nebenbei – sind wir denn in Mexiko? Kaum vorstellbar, dass die Karoo mal durch eine riesige Eisplatte bedeckt war! Genug Zeit noch am späten Nachmittag mal wieder den Gleitschirm zu lüften! Wir fahren durch den noch jungen Cambedoo Nationalpark und das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit) zum Startplatz und sind überwältigt von dem unglaublich schönen Panorama um uns herum. Nachdem die Böigkeit des Windes ein wenig nachlässt, testet Roland als erster die Luft und fliegt ein ganzes Stück raus. Nachdem er gekonnt toplandet hält auch mich nichts mehr und ich starte auch raus. Die Kompression verdoppelt den Wind zwischen Kopf- und Schirmhöhe nahezu, dass macht meinen Start beeindruckend dynamisch und ich bin froh, in der Luft zu sein. Was folgt ist der wohl beeindruckenste Flug, den ich je erlebt habe. Mit Thermik, die mich den Start um mehrere hundert Meter überhöhen lässt, obwohl die Sonne schon tief am Horizont steht. Dass dabei der Wind auch deutlich auffrischt, bemerke ich erst recht spät und drifte gegen den Seitenwind langsam wieder Richtung Startplatz zurück. Micha, der nach mir startet, hat da weniger Glück. In niedriger Höhe dreht er ebenfalls in die Thermik ein und lässt sich dabei hinter den Grat versetzen. Zusammen mit dem starken Wind hat er keine Chance mehr, vorzufliegen und mir gehen so von oben zusehen müssend die Gedanken durch den Kopf…Es kommt, wie es kommen muss, Micha wird ins Lee gespült, legt eine Rodeo-Ritt durch den Rotor hin und kann glücklich in der Machia landen. Natürlich ist der Flug abends noch einmal Thema – es ist wirklich wichtig, hier in Südafrika unsere Flachland-Flieger-Gewohnheiten („Wenn Du in geringer Höhe eine Thermik findest, drehe ein“) den Gegebenheiten der Fluggebiete anzupassen! „Respekt“ ist sicher ein guter Begriff…     <<< zurück >>>                >>> weiter zum 23.11. >>>

21.11.

Di, 21. November

Starker Wind und auch noch aus der falschen Richtung – da fällt der Abschied aus Bulwer nach zwei tollen Flugtagen nicht ganz so schwer. Zumal heute die längste Fahretappe ansteht – es geht über 700 km gleich durch drei Provinzen gen Westen; von KwaZulu-Natal durch Eastern Cape bis zum Südzipfel von Free State. Dabei passieren wir die südlichen Drakensberge bis auf über 2000 m Höhe mit Wolken und Regen. Und für 15 km wird die Strasse auch mal zur unbefestigten Piste über die wir in z.T. Schritttempo zuckeln. Eine grossartige Natur mit Bergketten bis zum Horizont, hinter denen verborgen das Königreich Lesotho liegt, dass mit Bergen bis 3500 Metern immer noch schwierig zu erreichen ist. Und hin und wieder Dörfer und Städtchen, der hier heimischen Basotho-Volksgruppe. Am liebsten würden wir anhalten, aussteigen, unsere Schirme auspacken und an den dutzende Kilometer langen Hängen fliegen gehen… In Lesotho entspringt auch der Oranjeriver, der grösste Fluss des Landes, der Südafrika fast komplett von Ost nach West durchquert, bevor er als Grenzfluss zu Namibia in den Atlantik mündet. Damit nimmt er Unmengen von Sedimenten aus den uralten, sanft abgerundeten Drakensbergen mit. Was eigentlich ganz gut ist. Denn schliesslich wird der rötlich-braune Sand an Namibias Küsten angespült und bildet damit die Grundlangen der dortigen Dünenlandschaft mit den tollen fliegerischen Möglichkeiten. Anderseits aber auch enorme Erosionrinnen in der weiten Landschaft der Drakensberge bewirkt, deren Entstehung durch die intensive Weidewirtschaft noch verstärkt werden. Darum werden an manchen Stellen einfach Autowracks in die Rinnen geworfen – dort kann sich der Sand dann wieder anlagern und die Grundlage für neuen Bewuchs bilden. Die Sonne verschwindet, wir kehren noch in Steakhouse ein, das sich seltsamer Weise mit einem Indianer schmückt, und kommen spät in Gariep an, einem kleinen Ort an der Dammkrone des gleichnamigen Stausees gelegen. Und während Micha und Ingo noch das Nachtleben im einzigen Pub bei Tonic & Gin und Dartspielen gegen die Lokals kennenlernen, beendet der Rest der Gruppe bei einem Glas Rotwein den langen Tag. Morgen geht’s nach Graaf-Reinett und ins Valley of Desolation (Tal der Verlorenheit) weiter. Die Wettervorhersagen sehen gut zum Fliegen aus! <<< zurück >>>      >>> weiter zum 22.11. >>>

19. – 20.11.

So, 19. – Mo, 20. November Hallo, diesmal meldet sich Ingo (der Hamburger) zu Wort! Leicht verkatert lässt sich ein Teil der Gruppe von den Lockrufen einiger Frühaufsteher wecken. Der erste Eindruck ist dunstig. Doch als wir die Stalltür unserer Kojen öffnen, lassen erste Sonnenstrahlen einen herrlichen Flugtag im beliebten Bulwer erahnen. Obwohl sich die Wolkendecke nicht vollständig auflöst, werden die Erwartungen der ausgehungerten Flieger erfüllt. Es eröffnet sich ein Panorama per Excellence. Die meisten bleiben den ganzen Nachmittag in der Luft. Nach der Landung erinnern eifrige, aber schüchterne junge schwarze Schirmpacker, dass man wirklich Urlaub hat.

Den Abend lassen wir gemeinsam mit ein paar lokalen Fliegern in einer sehr authentischen, ländlichen Gaststätte mit Home-made Burger, Steak und Windhoeck Lager ausklingen. Die Stimmung ist prima. Micha und ich (Ingo) müssen uns später abseilen, um uns eine Verabredung mit zwei Dorfprinzessinnen nicht entgehen zu lassen. Ihr „Schlösschen“ stellt sich als tierfreundliche WG heraus, welche westeuropäische Hygieneansprüche nur bedingt erfüllen. Irdengwie gelingt es den Gastgeberinnen jedoch, von den Umständen abzulenken. Entgegen gutgemeinter Ratschläge, sich als Weisser in dieser Gegend nachts nicht per pedes zu bewegen, machen sich Ranger Mike und ich zusammen auf die Socken. Als auf halbem Weg ein schwarz-indischer Truckerfahrer (Kampfgewicht 60 kg) anhält und mit den Worten „Guys, can I give u a ride – better don’t walk“ einlädt, sind die kulturellen Eindrücke für diesen Abend perfekt. Die Wettervorhersage für Montag ist aus fliegerischer Sicht vielversprechend. Spekulationen über Cross Country Flüge machen die Runde. Daher starten wir erwartungsvoll, nachdem die ersten Thermikwölkchen sichtbar werden. Der Startplatz auf 1800m bietet heute eine klare, eindrucksvolle Sicht. Unser Tourguide Roland schildert die Optionen für die Streckenflugwilligen. Da für nachmittags Gewitter angekündigt sind, geht es darum möglichst schnell rauszukommen, bevor der Wind weiter zunimmt und das Starten unmöglich macht. Rudolf und Jörg erreichen ordentliche 1000 Meter Startüberhöhung. Und Steffen folgt gerne Rolands Einlandung, mit dessen grossen DoSi mitzufliegen. Das erwartete Gewitter kündigt sich eindrucksvoll mit mächtigen Cumulus-Wolken und fernem Grollen an. Trotz verpassten Streckenflügen ist es ein gelungener Flugtag mit anspruchsvollen Bedingungen in reizvoller Umgebung. Auf jeden Fall ein Grund heute Abend beim Braii darauf anzustossen.   Und für morgen ist das Wetter ähnlich wie heute, also fliegbar, vorhergesagt. Mal schauen… <<< zurück >>>                     <<< weiter zum 21.11. >>>

18.11.

Sa, 18. November Grauer Himmel und Nieselregen – so startet der Tag und die Vorsagen sehen auch nicht besser aus. Unsere Gruppe entschliesst sich, mit Roland und Kristy nach Durban zu fahren und, so möglich, Henry zu besuchen und vielleicht einen Abstecher zum Indischen Ozean zu machen. Während dessen bleibe ich hier, gehe in Bulwer „shoppen“ sowie auf Wanderung, denn rund um Bulwer sind einige Wanderwege ausgeschildert. Leider finde ich die „Bushman’s paintings“ nicht. Dafür zeigt sich aber die „Curtain cave“ (Gardinenhöhle) von ihrer besten Seite: durch den starken Regen der letzten Tage ist der Wasserfall, der die Vorderseite der Höhle herab fliesst, zu einem schönen Vorhang geworden. Die Wanderung endet für mich nach gut drei Stunden wegen der nassen Wiesen
mit so durchgeweichter Hose, dass sich Schaum vor meinen Knien bildet. Abends gibt es dann nach im Pub sogar einige Optimisten, die für morgen Nachmittag gute Flugbedingungen vorhersagen. Schön wäre es ja mal wieder… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 19.11. >>>