17.11.

Fr, 17. November Natürlich ist nach dem traurigen gestrigen Tag die Stimmung in der Gruppe immer noch recht betreten. Von Henry wissen wir nur, dass er in eine grössere Klinik nach Durban verlegt werden soll, um die notwendige Operation am gebrochenen Fuss durchführen und innere Verletzungen sicher auszuschliessen zu können. So geht es vor unserer Abfahrt Richtung Drakensberge noch einmal auf den Dumbe Mountain hoch und wir erleben alle bei schwach windigen Bedingungen einen Panoramaflug. Der Reiseführer sagt über die Drakensberge, dass die Wahrscheinlichkeit, gutes Wetter zu haben, 50 Prozent ist. Wir haben die anderen 50 Prozent und fast die ganze Strecke erleben wir beeindruckende Gewitter – zweimal muss Roland anhalten, weil die Strasse nicht mehr zu erkennen ist. Dann fällt auch noch das Rücklicht aus und Kristy beginnt akrobatisch die Sicherungen zu überprüfen. In Bulwer angekommen, wartet schon ein tolles Abendbrot auf uns. Wir Hartgesottenen (Ingo, Micha, Steffen und ich) sind dann bei Musik und Pool-Billiard noch bis nach eins im Pub; Freitags ist dort immer „Party“ wo sich die Farmer der Umgebung – und deren Töchter 🙂 vergnügen. Ingo liegt eindeutig auf Platz 1, was diesen Teil der Gruppendynamik betrifft…  <<< zurück >>>      >>> weiter zum 18.11. >>>

Da ist wohl ´ne Sicherung durchgebrannt!:

16.11.

Do, 16. November Der geplante “richtig schöne Fliegertag” fängt mit der Besichtigung der Startplätze hier um Paulpietersburg mit anschliessendem “Parawaiting” an. Der Wind kommt zwar aus der richtigen Richtung und ist auch nicht zu stark, aber die eingelagerte Thermik verursacht so starke Ablösungen, dass an sicheres Fliegen nicht zu denken ist.

Aber wir alle geniessen den tollen Ausblick und den warmen Wind und Micha hat schnell eine Gruppe zum Scrabbeln zusammen, während Maria lesend die Zeit verbringt und ich mit meinen Pois übe… Gut, dass das Fluggebiet so nah an unserer Unterkunft liegt – wir fahren einfach noch mal runter und nutzen die Zwischenzeit zum Besuch des hiesigen bunt-afrikanischen Marktes. Zum späten Nachmittag fahren wir wieder hoch und bald sind unsere bunten Schirme in der Luft zu sehen. Dann geht alles schnell und unerwartet: Während wir alle nahe des Startplatzes fliegen, schaue ich talwärts und sehe plötzlich, wie der Schirm unseres Engländers Henry mit einer schnellen, Steilspiral-ähnlichen Drehung hinter der Kante verschwindet. Und als Roland zu ihm läuft, gehe ich sofort landen und laufe auch runter zur Unfallstelle. Henri ist zum Glück ansprechbar, klagt aber über starke Schmerzen im Fuss und im Nacken. Roland stabisiert ihn und ruft den Rettungsdienst. In den nächsten Stunden erfahren wir den Unterschied zwischen Mitteleuropa und Südafrika, den man so leicht vergisst, so lange alles gut geht – bis der Krankenwagen mit zwei Rettungssanitätern erscheint, vergehen fast zwei Stunden. Mit sieben Leuten an der Trage schaffen wir in Etappen die ca. 100 Höhenmeter zum Startplatz rauf und sind alle völlig erschöpft aber auch froh, den Rettungswagen in fast völliger Dunkelheit endlich erreicht zu haben. Und bis Henry im ca. 60 km entfernten Krankenhaus angekommen ist, dürften wohl bald vier Stunden vergangen sein. Natürlich ist die Stimmung gedrückt, hellt sich dann aber wenigstens ein wenig auf, als wir erfahren, dass Henri gut im Krankenhaus angekommen ist. Der Knöchlbruch steht fest – zum Glück aber auch, dass der Rücken heil geblieben ist und der Integralhelm seinen Kopf bestmöglich geschützt hat. Da kommt dann bei uns nach und nach der Appetit zurück und wir verspeisen das tolle Abendessen, dass unser Gastgeber Dieter uns bereitet hat. Wahrscheinlich fahren wir morgen wir geplant in die Drakensberge nach Bulwer und besuchen Henry auf dem Weg… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 17.11. >>>

14.-15.11.

Di, 14. – Mi, 15. November Jetzt schreibt euch Rangermike (Michael O.) ein paar Zeilen. Diesen Titel habe ich mir mit Henry verdient, haben wir doch als Einzige die Big Five gesehen: Löwen, Rhinos, Leoparden, Flusspferde und Wasserbüffel….zu vernachlässigen sind Hyänen, Impalas, Böcke jeglicher Art, Schlangen, Geier, Papageien, Giraffen, Affen usw. Henry und ich haben dafür aber auch auf viel Schlaf verzichtet. Die selbst organisierte Safari war prima, aber das Add on gab es nur, weil wir auch mal nachts um 4.00 Uhr gestartet sind – dann hatten wir noch Glück, dass unser Guide den LKW mit 20 Personen einfach bei Sichtung einer Löwenherde kurz und humorlos in derselbigen geparkt hat, abseits der Straße….er gab uns die Auflage leise zu sein … die Herde bestand aus ca. 12 Tieren. Als nach 1 Minute jedoch die ersten Jungtiere auf uns zugingen und drauf und dran waren ihren Mut an uns auszuprobieren…. und deren Mütter Anstalten machten diese zu begleiten….da fuhren wir dann doch weiter…aber nur 100 m, um direkt neben einem Löwen zu parken, der jedoch ziemlich relaxt war….um nicht zu sagen – er posierte. Tolle Fotos, schöne Impressionen.

Jetzt ist noch nicht einmal eine Woche um und mein variabler Speicher ist schon fast voll ob dieser Eindrücke. Die Zeit eilt, nur nicht während dieser quälend langen Autofahrten… Gottseidank habe ich ein Scrabble mit. Unsere jetzige Unterkunft in Paulpietersburg, nahe Städte heissen Braunschweig, Augsburg und Luneburg, hat mit der ersten Lodge nichts gemein. Alles etwas im “used look” gehalten, betrieben von einem S-Afrikaner (“Isch bin der Dieter”), dessen Vorfahren Deutsche waren… er spricht auch perfekt Deutsch (wenn ich mich nicht täusche mit süddeutschem Akzent), hier sieht es aus wie in einer Gartenlaube…nur dass die Gartenzwerge Schwarze sind…passenderweise heisst auch noch einer der 4 Hunde “Kaiser”, ein niedlicher Schoßhund von 65 kg, ein Vollblutrottweiler….der will doch nur spielen. Irgendwie habe ich noch nicht genug Heimweh, um das Ganze hier zu würdigen… aber ich habe den Eindruck, dass die Gruppe genug abwärtskompatibel ist, um sich den erneuten Umständen anzupassen. Wenn der “Dieter” jedoch anfängt, am Abend “Opa Rudolph” inzwischen Deutschland und SA zu begründen (“Hier ischt nämlich Sommer, während in Frankfurt nun Winter isch”)…da waren alle plötzlich müde und mussten ins Bett. Ansonsten zeigen wir so alles auf, was Gruppendynamik aufbietet – konfuse Informationen, Zeitverschwendung und  unsinnige Gespräche – es fehlen jedoch Animositäten jeglicher Art, last but not least kann man sagen – eine ganz prima Truppe. Durch die Anwesenheit von Henry wird bei mir zumindest mein doch verbesserungswürdiges Englisch gefördert. Der Eindruck in SA bzgl. des Zusammenlebens zw. Schwarze & Weisse ist: das sind ganz klassische Parallelwelten. So stelle ich mir die USA in den Sechzigern vor. Ansonsten gibt es eine große Paranoia bzgl. des Sicherheitsgefühls – ist hier auch ein prosperierender Markt und dürfte zur WM 2010 noch zunehmen. Unser Wolfi (der 2. Fluglehrer) ist ja nun nach SA emigriert, den Kontakt sollten wir halten….Unterkunft & Karten zur WM 2010 garantiert! Morgen hoffentlich wieder einen richtigen  schönen Fliegertag… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 16.11. >>>

9.-13.11.

Wir sind in Südafrika! Do, 9. – Fr, 10. November Alles geht in Berlin los. Unsere Gruppe, Maria, Rudolf, Steffen Michael und ich, Jörg, ist vollzählig. Ingo aus Hamburg hat aus Versehen seinen Hinflug für eine Woche zu früh gebucht und erwartet uns bereits in Johannesburg. Auf uns warten gut drei Wochen Urlaub unter dem Thema „Erlebe das Land – mit dem Gleitschirm“. Unser Flug über den futuristischen Flughafen Barajas von Madrid erreicht Jo’burg fast planmäßig und 90 Minuten später ist auch unser Gepäck da; versehentlich war der Container zum Frachtterminal gegangen. Großes Hallo – alle sind da und mit unseren Führern Roland und Kristy brechen wir zu elft gen Osten auf. Einen ersten Eindruck auf die Möglichkeiten des Wetters bietet schon die Fahrt: Eine gigantische Böenwalzen-Staubwolke wirbelt vor uns über die Landschaft; daneben sieht man es aus einer dunkelgrauen Wolke in Strömen regnen und die unheimliche Szenerie wird durch einen doppelten Regenbogen gekrönt. Wir werden die ersten Tage in der romantischen Lodge Doornkop inmitten eines Wildgeheges verbringen und starten nach unserer Ankunft auch gleich mit einem traditionellen Grillabend, „Braai“ auf Afrikaans und ein beliebter (und leckerer) südafrikanischer Volkssport.

Sa, 11. November Auf nach „Bambi“ – einem ostwärts ausgerichtetem Fluggebiet, das direkt an der Grenze zwischen den „Lowvelds“ und „Highvelds“ gelegen ein besonderes Talwindsystem entwickelt. Häufig jedenfalls, denn heute steht erst einmal starker Westwind an. OK, wir sehen einen Stausee, fahren hin, sehen auch die Warnschilder „Beware of Hippos“, gehen baden und schauen dabei aufmerksam nach Nilpferd-Naslöchern. Später und wieder auf dem Berg weht der Wind langsam schwächer – leider auch weiter aus der falschen Richtung – aber es reicht zu ein bisschen Groundhandling über die Bergkuppe hinweg. Morgen soll der Wind schwächer werden… So, 12. November Dunkle Wolken und viel Wind – aber wir fahren trotzdem unverzagt auf den kleinen Hügel mit dem tollen Ausblick über die weite Graslandschaft. Tatsächlich lässt schon bald der Wind nach und Roland startet als erster mit der südafrikanischen Starkwindtechnik „Aufziehen und Starten mit angelegten Ohren“ und nachdem uns Naturkenner Craig nachdrücklich zeigt, wie es nicht aussehen soll, dabei zum Glück ohne Kratzer bleibt, werden die Bedingungen schnell besser und wir starten einer nach dem anderen raus und haben viel Freude in dem mit kleinen Thermiken durchsetzten Aufwindband. Alle kommen in die Luft und selbst unsere „Fußgänger“ Maria und Steffen werden als Passagiere „in die Luft gejagt“. Rudolf, bekannt und gefürchtet für seine ausgefeilte Starttechnik, startet gleich mehrere Male an diesem tollen Flugtag. Als der Wind etwas stärker bläst, sichern ihn einfach zwei Leute – „Could you give me an anchor“ (Anker) wird diese Aufgabe hier sehr treffend genannt. Ich selbst fliege am Hang, drehe auch einmal mit einigen Schwalben die fehlenden 300 Meter zur Wolkenbasis auf und habe ansonsten besonders viel Vergnügen, meine Top-Landetechnik zu verfeinern. Und unser „Youngster“ Henry, aus London zur Gruppe gekommen, darf an diesem vierten Tag  als Flugschüler seine ersten eigenen Toplandungen praktizieren. Das ist Südafrika! Und während Maria mich massiert, wetterleuchtet und donnert draußen das übliche abendliche Gewitter und die Regentropfen klopfen an. Morgen brechen wir zum Krüger-Nationalpark auf, mit 22000 km² etwa so groß wie Brandenburg, aber von wesentlich wilderen Tieren bewohnt, sagt man. Wir werden sehen; vielleicht mit einer kleinen Flugpause an “God’s window” auf dem Weg dorthin…

Mo, 13. November Der Regen hat bis zum Morgen angehalten, mit tollem Wetterleuchten, Stromausfall und allem, was dazu gehört. Richtung Osten geht es weiter und bergig wird es zunehmend. Ein Stück in die Berge hinein schauen können wir bei einem Besuch in den Sudwala-Höhlen. Der geplante Ausflug zum Blyde River Canon, dem drittgrößten der Welt, fällt leider dem Umstand zum Opfer, dass die Tore des Krüger-Nationalparks abends um sechs schließen und wir dann noch eine halbe Stunde Zeit bis zu unserem Camp haben, um dort nicht ebenfalls vor verschlossenen Türen zu stehen. Dennoch sehen wir schon hier die ersten Impalas, Elefanten, Giraffen und Nilpferde entlang der Strecke.  Michael und Henry gehen dann noch auf eine Abendsafari durch die Nacht und erleben sogar einen Leoparden auf der Jagd, während unsere Gruppe am Lagerfeuer den hinter dem nahen Campzaun vorbei streichenden Hyänen lauscht. Morgen geht es auf Safari… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 14.11. >>>

Rudolf mit zwei Fluglehrern als persönliche Starthelfer:

Spaß ohne Worte 2005

Fliegen mit gehörlosen Passagieren

Nach der Landung konnte mein Passagier seine Eindrücke nicht in Worte fassen. Das breite Grinsen und das anerkennende Klopfen auf meine Schulter sprachen jedoch Bände. Maik (37) war von seinem ersten Flug in einem Ultraleicht Trike begeistert. Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, wie es ihm denn gefallen habe. Maik gestikulierte und streifte sich dabei mit zwei Fingerspitzen über die Nase. „Das ist das Zeichen für Spaß“ erklärt mir Herr Scheerbaum, der auch meine Frage in Gebärdensprache übersetzt hatte, denn Maik kann mich nicht hören. So wie auch seine Mitbewohner, Andy (33), Sophie (23) und Melanie (19), die heute ebenfalls zum ersten mal im UL gesessen haben und freudestrahlend mit Handzeichen ihre Erlebnisse austauschen, ist Maik gehörlos.



Die vier leben in einer der Wohngemeinschaften, die von der gemeinnützigen Gesellschaft Sinneswandel in Berlin betreut wird. Diese fördert gehörlose und hörgeschädigte Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen unterschiedlichen Grades.
Als Henry Maek, der zweite Vorsitzende des Drachenflieger Clubs Berlin über seine Lebensgefährtin von diesem Projekt erfuhr, war für ihn sofort klar: hier kann der DCB einmal mehr beweisen, dass seine Gemeinnützigkeit nicht nur ein Steuertatbestand ist. Schließlich haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen in Berlin und Brandenburg den Flugsport nahezubringen – und zwar allen!
Nach einiger Vorbereitung und einem bisschen Bürokratie (es mussten die Einverständniserklärungen der Eltern eingeholt werden), wurde am 3. Mai die WG8, die von Sinneswandel für unsere Einladung ausgewählt hatte, von Hans-Christoph Buddee mit einem Kleinbus in Berlin abgeholt und zum Vereinsflugplatz Altes Lager bei Jüterbog gebracht.
Dank des anfangs herrlichen Frühlingswetters herrschte an diesem Samstag bereits reger Betrieb: Gleitschirmflieger ließen sich mittels einer Winde in die Luft befördern, Drachenflieger wurden von UL Trikes in den brandenburgischen Himmel geschleppt.
Hans-Christoph erklärte der Gruppe die weitläufige Anlage und die verschiedenen Flugsportarten die auf diesem ehemaligen Militärflugplatz betrieben werden; als erster Vorsitzender des DCBs  ist er schließlich bestens damit vertraut. Auch hier übersetzten Herr Scheerbaum und seine Kollegin Frau Kayser Gesprochenes in Gebärdensprache.
Ihre Finger hatten erst wieder Pause als Maik, Andy, Sophie und Melanie andächtig die Vorbereitung eines Drachenstarts verfolgten.
Henry hatte Nadja, mit der er schon des öfteren Trike geflogen war, eingeladen, an seinem Doppelsitzer mitzufliegen. Für die junge Frau eine ganz besondere Erfahrung, da sie das Fliegen vor allem hört und fühlt; Nadja ist nämlich blind.
Die WG8 sah interessiert zu, wie Passagier und Pilot unter den Hängegleiter geschnallt und kurz darauf vom Schlepptrike nach oben gezogen wurden. Die Mutigen bekamen nun Lust, sich selbst die Höhenluft um die Nase wehen zu lassen, also wurden die Trikes für unsere Gäste startklar gemacht.



Leider spielte der Himmel vorerst nicht mehr mit, er hatte sich immer weiter verdunkelt und eine Wolke drohte gar mit Regen. Kurzerhand wurde die Überraschung vorgezogen, die wir für unsere Gäste hatten: ein Besuch bei der Garnison-Schau des Garnisongeschichtsvereins Jüterbog “St. Barbara” e.V. Ulli Teilemann, ein Vorstandsmitglied des Vereins, hatte uns ein tolles Angebot gemacht, nachdem er von unseren Gästen erfahren hatte: „Wir holen euch ab und ihr schaut euch alles an!“. Die Abholung, die dann eine halbe Stunde später auf den Platz rollte, war beeindruckend: ein gigantischer Lastwagen russischer Bauart. Damit wurde unsere Truppe zur benachbarten Barbara Halle transportiert um sich dort ein buntes (oder eher olives) Treiben anzuschauen. Militärfahrzeuge und -technik aus aller Welt, Sammlungen und Modelle konnten hier bestaunt und teilweise im wahrsten Sinne des Wortes erfahren werden.
Schnell war über eine Stunde vergangen, bis das russische Ungetüm mit unseren Passagieren zurück kam. Zwischendurch hatte es kurz geregnet woraufhin sich die meisten Wolken nach Süden verabschiedet hatten.
Für die vier gehörlosen Männer und Frauen ging es jetzt zur Sache, Overalls wurden angezogen, Helme ausprobiert und Handzeichen vereinbart: Daumen hoch für „alles okay“, Daumen runter für „ich will runter“.
Kurz darauf waren vier Trikes mitsamt Passagieren in der Luft. Von Leuten, die zum ersten Mal in einem Trike fliegen höre ich in der Regel immer das gleiche: „Toll! Phantstisch! So habe ich es mir nie vorgestellt!“. Bei diesem Mitflieger reichte ein enthusiastisch ausgestreckter Daumen, um das gleiche auszudrücken. Fliegen ist eh zu schön, als das man es in Worte fassen könnte. Maik hat mir gezeigt, dass es auch nicht nötig ist. Er strahlte mich an, ich grinste zurück und strich mit zwei Fingerspitzen über meine Nase. Spaß – ohne Worte!
weitere Infos bei:
Matthias Heib,                 Tel: 0171 – 2101667
Henry Maek,                     Tel: 0172 – 3003294

Neuseeland 2005

Knapp 5 Millonen Einwohner verteilen sich in New Zealand auf eine Fläche, die in etwa der ehemaligen BRD entspricht. Auf den Großraum Auckland, im Norden der Nordinsel gelegen, kommt mit ca. 1 Mio Einwohnern bereits etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Außerdem Touristen vor allem aus Japan – zumindest, wenn man nach der Zahl der Sushiläden geht. In Auckland also endet nach zwei Stationen in Frankfurt und Singapur unsere ca. 27-stündige Anreise.

Use Sunscreen

Erstmal akklimatisieren. Cafés, Kneipen, Bars am Hafen, gute Restaurants soviel das Herz begehrt. Schöne Sitte: B.Y.O. Man kann in fast jeden Laden zum Essen seine Flasche Wein selbst mitbringen. Und die haben leckeren Wein in Neuseeland! Auf keinen Fall sollte man die Intensität der Sonneneinstrahlung unterschätzen – wie sich nach einem Tag auf dem Wasser herausstellt, den Jörg mit heftigem Sonnenbrand bezahlt. In der Sonne an Deck eingeschlafen – ohne Sonnencreme…

Dem Capt’n alle Achtung

Nach vier Tagen Nordinsel nehmen wir dann den Flieger Richtung Südinsel. Wer einmal einen echt spannenden Landeanflug mit einer 737 erleben möchte, dem sei ein Flug nach Queenstown empfohlen. Bis ca. eine Minute vor der Landung konnten wir aus dem Flieger heraus (mit noch ca. 300m Höhe) die Landebahn des Flugplatzes von Queenstown nicht entdecken. Erst als der Capt’n in den Queranflug ging, sahen wir warum: der Endanflug findet in einem schmalen Seitental statt, das den Flügelspitzen des Jets je um die 200m Platz zum Hang lässt. Sportlich.
Das Panorama stimmt schon mal
WOW. Der tiefblaue See, an dessen Ufer Queenstown liegt ist gerahmt von sanften, kaum bewaldete Hängen. Weiter im Nordwesten schimmern schneebedeckt die Gipfel der Southern Alps. Drüber ein strahlender Sommerhimmel, formschöne Cumulanten und ein leichter Wind. Die Landstraße Richtung Wanaka windet sich gemächlich den Berg rauf und jede Kurve bietet einen ein noch schöneren Ausblick als die vorherige.

Fun or Open?

In Wanaka angekommen, geht es am Abend des 1. Januar zur Registrierung in Muzza’s Bar. Hier werden in den kommenden sieben Tagen die morgendlichen Briefings stattfinden und auch meißt am Abend die run reports eingereicht. Meistgestellte Frage: „Do you take part in the fun or in the open?“ Heißt: es laufen zwei parallele Comps, die offizielle „Open“ und ein Fun-Wettkampf für Nachwuchspiloten, der aber nicht weniger ernst genommen wird und auch sehr interessante Tasks bereithält.

Where are you from?

Über 60 Piloten sind anwesend und es geht international zu: Holland, Venezuela, Kanada, Schweiz, USA, Australien, ja und ein paar Deutsche sind auch da?. Überhaupt scheint es in Neuseeland keine Neuseeländer zu geben, denn selbst, wenn man mit Einheimischen spricht, kommen die aus Schottland, England, Wales oder Kanada. Anyway, die Stimmung ist super. Alle bekommen ihre Unterlagen, aber leider gibt es keine Batterien dazu. Muss ich also schnell noch in den New World-Supermarkt flitzen, damit mein GPS auch mitmacht. Willi, bei Dir war alles doch noch am besten 😉 Dann schlägt das Jetlag zu und nach dem Bier geht’s in die Koje.

TC Briefing, 1st Task

Am 2. Januar geht es nach einem kurzen Wetterbriefing zum Startplatz am Treble Cone, auch liebevoll TC genannt. Dort gibt es ein Cafè an der Seilbahnstation und hier findet gegen Mittag unser erstes Tasksetting statt, während sich die Basis langsam hebt und den Blick auf den märchenhaft schönen Lake Wanaka ermöglicht. Zum warm werden zwei Wendepunkte, 37km landen mitten in Wanaka im Park. Start auf ca. 1600m nach kurzem Marsch etwas oberhalb der Station, easy as can be. Die Bedingungen sind super und der erste Task endet mit 16 glücklichen Piloten im Ziel.

Kann man auch übersetzen mit World Wide Weather, das auch in Neuseeland nicht mehr so ist, wie es mal war. So war schon der letzte Sommer sch…. und der zweite Wettkampf-Tag fällt wegen starkem Nordwestwind aus. Wir machen uns auf den Weg zur Westküste und sehen uns den Regenwald dort an, die berühmten Fox und Franz-Josef Gletscher und die Strände der Tasman Sea.

Comp

Das wars dann aber auch schon mit Urlaub. Die kommenden Tage wird geflogen, was das Zeug hält. Jeden Tag ein Task am TC mit 20 bis 50 km Länge. Auch wenn unser Meet Director Bryan am morgen noch skeptisch die Stirn ob des Wetters runzelt – mittags heisst es unfehlbar „The window is open“. Wir ziehen nur um zum etwas tiefer gelegenen Start am Pub Corner, direkt an der Auffahrt zur Seilbahn gelegen und etwas, sagen wir…eng für einen Wettkampf. Geht aber.

Coronet Peak

Der letzte Task findet am vorletzen Tag bei Queenstown statt, Startplatz Coronet Peak, wohin wir wegen des Wetters ausweichen. Zickzack-Task an der Kante lang, zweimal Tal und dann landen im Flightpark am Fuß des Berges. Start- wie Landeplatz sind erstklassig. 5$ Landegebühr sind mehr als berechtigt. Leider war’s das für diesen Wettkampf und am kommenden Tag fällt fliegen ins Wasser (Regen, Regen, Regen, Regen).

Middi’s Mustache

Preisverleihung und Abschiedsessen finden im Café Fe in Wanaka statt. Die Stimmung ist gigantisch, es gibt Geschenke, Reden, Dank und Emotion. Später wird der Schnurbart von Grant Middendorf versteigert (Platz 8 Weltrangliste, Platz 4 NZ), um zwei der Leading Ladies die Teilnahme an dem World-Cup in Brasilien im März zu finanzieren. Middy erklärt sich bereit, sich für 1000,- NZ$ unter den Rasierer zu legen. Also heißt es nach dem Essen: „Wir stehen bei 900,-$, bei 950,-$ , 1000,- $!!!!“ Kat und Harmony nehmen Middy eigenhändig unter lauten Beifall und Pfeifen den stattlichen rotblonden Bart ab. Dann scharen sich alle anwesenden Ladies um ihn und es gibt ein Foto vom neuen Middy.

On the road again

Am kommenden Morgen werden noch schnell letzte eMail-Adressen ausgetauscht, dann verstreuen sich alle. Wir nehmen Nikki in unserem Mietwagen mit bis nach Christchurch und fahren weiter Richtung Norden. In Picton geht es auf die Fähre, durch den Marlboro-Sound und über die Cook-Strait, in der sich Tasman Sea und Pazifik treffen nach Wellington. Von hier aus noch mal 350km bis zur Hawke’s Bay nach Napier.

A bit intimidating

Am kommenden Tag treffen wir Tim, der seit 20 Jahren fliegt und uns etwas rumführt. Te Mata Peak, mit direkt neben dem Parkplatz gelegenem Start, ist eher etwas für bergfeste Piloten. Auf dem sehr steilen Südstartplatz hat nur eine Kappe Platz. Wenn das Aufziehen nicht klappt hängt man links oder rechts in den Felsen oder oben im Zaun/den Zuschauern/den parkenden Autos. Der Flug ist einfach – ein schöner Talkessel sorgt für die Strömung an der Kante, Landung auf einer riesigen Wiese.

And back again

Drei Wochen gehen schnell vorbei. Gute Vorbereitung ist also empfehlenswert. Ausländische Piloten sollten dem Neuseeländischen Flugverband als Gäste beitreten. Kostet für drei Monate so um die 20,- €. Infos: Allgemein gilt: alle sind sehr hilfsbereit und freundlich. Da aber in fast allen Fluggebieten Besonderheiten bezüglich der Start- und Landeplätze zu beachten sind, sollte man diese Hilfs- und Auskunftsbereitschaft auch in Anspruch nehmen. Setzt euch mit dem lokalen Club oder der Flugschule in Verbindung, bevor ihr fliegt. Oft ermöglichen nur bestimmte Vereinbarungen der Clubs mit den Landeigentümern das Fliegen und Gäste sollten diese Agreements nicht durch Unwissen gefährden. Bei Streckenflügen zu beachten: es gibt im Hinterland kaum Straßen. Eine ungünstige Außenlandung kann also schon mal einen zweistündigen Fußmarsch zur nächstgelegenen Straße bedeuten. Immer Wasser, Hut und Sonnenschutz mitnehmen.
Die Infrastuktur sonst ist sehr gut. Gute Unterkünfte gibt es in vielen Orten zu bezahlbaren Preisen (Campingplätze, Caravanplätze, Motels etc. ).

Und wer hat’s gefunden?

Wie unser holländischer Mitflieger Bob bei seiner Dankesrede (Platz 3. Fun-comp) sagte: „Es war super. Selten soviel Spaß in so kurzer Zeit gehabt und so viele nette Leute getroffen. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir Holländer Neuseeland gefunden haben“ 😉
Snezana, Januar 2005

200 km – ist doch total einfach!

Die überhebliche Überschrift kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es doch wohl ein paar Jährchen harter Arbeit (besonders in der Landekneipe) bedarf, um dann auch mal in die Verlegenheit zu kommen, solche Weiten zu schaffen. Nach einem nasskalten Sommer wurde es Anfang August doch noch was mit heiss und trocken und Ostwind. Ausserdem war die angekündigte Schwaben-Invasion (Rädelsführer Hartmut Marx) auf dem Platz, und Markus Hanisch und ich hatten diese Woche eh’ freigehalten, weil wir ursprünglich zum Um-die-Wette-Fliegen nach Zell am See fahren wollten (wiedermal musste Dietrich für uns die Berliner Fahne hochhalten, was ihm auch gut gelang).

Tagebau bei Helmstedt



Am Donnerstag, den 5.08.04 (nach Christus) startete Markus zu einem weiteren „mal-sehen-wie-weit-ich-heute-komme“-Flug, wie wir es ja nun seit einigen Jahren praktizieren. Ich hatte ihn allerdings auch durch ein 111KM-FAI-Dreieck am Vortag provoziert (motiviert natürlich), so dass er sich nicht lumpen liess und dann auch bis Lübbrechtzen hinter Hildesheim segelte (233KM). Das ist mit Abstand der weiteste Drachenflug, den ein DCB’ler von AL gemacht hat, wenn, ja wenn man Andreas Beckers Flug vor ein paar Jahren nicht dazurechnet, der mit einem Drachen über 240KM von AL geflogen ist (Andreas war ja damals noch nicht Mitglied 😉 und auch nicht die Starrflügler, die auch mal gerne so weit fliegen.
Robert Kosi ist mit dem Gleitschirm bis hinter Magdeburg geflogen, und ich schaffte es diesmal auch, den Rückholer zu machen, so dass wir so um 1:30h wieder in AL waren (das ist schnell für so eine lange Strecke). Am Folgetag war ich wieder dran, und angestachelt durch Markus’ Rekord startete ich bei grenzwertigem Wind (es war deutlich mehr als am Vortag) zu einem Flug, der sich durchgehend in niederen Regionen abspielte und eine Art verblasener Absauf-nein-doch-nicht-Flug wurde und nach 121KM sein Ende fand – ich hatte den Tag nicht ernst genommen und irgendwann auch keinen Bock mehr auf das ruppige Rumgeschubse. Danke an Volkmar fürs Rückholen, ich stand gleich an der AB-Ausfahrt und er war auch bald da, super!

FP Zerbst



Die Folgetage waren genauso verblasen, aber für Hartmut’s Crew wars trotzdem gut, weil die geduldigen Schwaben dann so ab 19:30h doch noch schleppen konnten, und in ruhigen Bedingungen konnte jeder an die 1.000m am Seil hochfahren, sie fanden’s alle super. Die letzte Chance für einen guten Flug deutete sich in der Prognose schon an für den folgenden Dienstag, 10.8., und so machten wir uns denn ein weiteres Mal auf den Weg nach AL, um es noch ein letztes Mal (heute ist der Hammertag, etc.) zu probieren. Martin Collischon hatte es irgendwie auch geschafft, rauszukommen, und er war einer der ersten, die vom Platz losflogen. Einige andere Frühstarter hatten Pech und versenkten sich ziemlich bald hinter dem Platz. Ich flog mit Markus los, aber unser Laminar-ST-Team verstreute sich schon recht bald, da ich etwas ungeduldig war und Gas geben wollte (ich wollte ja Markus’ Rekord brechen).

Seen östlich von Schönebeck



Am Ende vom Tag hatte es Martin geschafft, 207KM mit seinem Gleiti (Aeron) zu fliegen und dann auch noch logistisch genial am ICE zu landen, er war um 21:00h wieder am Bhf. Zoo. Markus flog 191KM nach Salzgitter und ich hatte es wirklich auch geschafft, 203KM bis hinter Braunschweig zu gelangen. Zwei der Früh­versenker hängten sich so gegen 3 Uhr nochmal ans Seil und flogen auch noch einen Hunderter nach Hause, Bernd Winopal und Rudolf Eifler. Robert Kosi und Andreas Fuchs kamen sehr schnell vorbei, vielen Dank, und wir fuhren dann über Saarmund nach Berlin zurück. Die vier Drachen-Jungs, die hinter Magdeburg gelandet waren, hatten Pech mit ihrem angekündigten und dann-doch-nicht-Rückholer, so dass sie nach Wolfgang Nissers Gnaden-Rückhol-Tour von Berlin aus irgendwann nachts (oder wars schon wieder morgen?) in AL waren, sie nahmen’s aber mit Humor.

Schönebeck, Blick nach O



Moral: Martin hat nach hartem Training in Siegritz (Schleppgelände in Franken) bei uns mal kurz so richtig die (Gleit-)Sau rausgelassen, und wir fragen uns alle, was hat er, was wir nicht haben? Jaja, alles Glück 😉 Markus hat gezeigt, dass der Weg zur Porta Westfalica frei ist (er landete vor dem Ith, also den ersten Ausläufern der Berge, die zur Porta führen). Ich hab nach einem 100er Dreieck auch den 200er geschafft, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass ich einen neuen Drachen habe, der doch deutlich besser ist als der alte mit Turm. Die NW-Ecke von Magdeburg hat laut Andreas Becker Löss-Boden (M-burger Börde), so dass man dort mit schöner Regelmässigkeit landen gehen muss (hier enden alle Ortsnamen auf –leben, vielleicht umbennen in –lehm oder –landen?)

Magedeburg, Blick nach N. FP ist in der Mitte/links



Die simpelste Lehre ist die altbekannte, dass es nur ein paar wenige Tage im Jahr gibt, an denen solche Flüge möglich sind. Diese schon ein, zwei Tage vorher zu erkennen, dann auch noch Zeit zu haben, und auch noch früh auf dem Platz zu sein, das ist schon fast eine grössere Kunst, als dann tatsächlich den Flug zu machen.

Alles legal. Über dem FP Braunschweig. Erlaubt sind 700m, ich hatte 1.300+ 🙂



Die Drachen werden immer besser (dies Jahr 350KM im süddt. Flachland), die Gleitis werden immer besser (dies Jahr 320KM in den Alpen), also traut euch was, es könnte womöglich hinhauen.
Viel Spass bei miles&more, Georg

Ich mache nur schnell einen Flug …

“Ich mache nur schnell einen Flug und bin gleich wieder da!” – aus der Sicht einer Fliegerfrau

Das war meine erste unsanfte Einführung, in das mir bis dahin unbekannte Abenteuer eines Rückholers.
Es war an einem extrem schwülen Augusttag im Jahr 2001, mit 32° Grad, die sich auf dem aufgeheizten Flugplatz, wie  fast 40° Grad anfühlten. Da die Bedingungen im Alten Lager so sind, dass man mit Kindern im Wald schön zelten kann, planten wir ein Familienwochenende mit einem Badeausflug und für Viktor sollte das Fliegen natürlich auch nicht zu kurz kommen. Durch die doch sehr lange Helmreihe war es bereits 13.30 Uhr, als Viktor nun endlich startete , mit dem Spruch: ” Ich mache nur schnell einen Flug und bin gleich wieder da”.
Wir waren schon alle sehr ungeduldig, denn wir wollten ja noch nach dem Flug an den See fahren. Und so beschlossen wir gemeinsam, dass ich mit den Kindern kurz warte. Was wir allerdings in der endlosen Wartezeit nicht ahnten war, dass Viktor seinen ersten Streckenflug über 60 km machte.
Nun bekam ich endlich den ersehnten Anruf mit den Worten: ” ich weiß zwar nicht wo ich gelandet bin, aber Willi wird dir schon anhand meiner gesagten Koordinaten sagen können, wo ich stecke, dann kannst du mich ja abholen.”
Willi wusste auch nicht wo Viktor war, denn die übermittelten Koordinaten gaben ihm ein Rätsel auf, sie machten keinen Sinn. Später stellte sich heraus, dass er ein falsches Koordinatensystem eingestellt hatte. Da an diesem Tag noch zwei Piloten die heimatlichen Gefilde verließen, beschloss Willi kurzerhand die drei Gestrandeten wieder einzusammeln. Er sah mir meine Verzweiflung glaube ich an, denn ich hatte ja nicht mal eine Karte im Auto. Heute kann ich darüber schmunzeln, damals war mir nicht danach zumute. Schließlich warteten wir ja insgesamt geduldige 5 Stunden, bis dann alle ausgeflogenen Flieger wieder am Platz waren.
Leicht verstimmt und mit der Tatsache, dass wir bei dieser Hitze am Platz brüteten, fuhren wir dann doch noch ziemlich spät zu siebent baden und anschließend wurden beim Essen über die Flieger-Heldentaten berichtet. Mit einem ordentlichen Gewitter verabschiedete sich dieser doch noch ganz schöne heiße Tag. Ab diesem Zeitpunkt beschloss ich die Rückholerei selbst in die Hand zu nehmen, in der Hoffnung, wenn ich schon mal vorfahre, dass wir  schneller wieder zurück sind und wir dann noch den einen oder anderen von mir geplanten Ausflug gemeinsam genießen können. Die Gegend um Jüterbog hat nämlich auch schöne Burgen und Schlösser, die sich lohnen zu besichtigen. Nachdem ich nun 10 Jahre mit am Platz dabei bin, kann ich mich nicht nur als eine alte Häsin des Rückholens bezeichnen, auch erkenne ich bereits wo auf dem Platz der Bart steht, was die Wolken am Himmel bedeuten, wie hoch die Basis ist, oder welche Strecke ich nach Windrichtung und Stärke schon vorfahren könnte, wenn ich möchte. Inzwischen bin ich auf den Bundesstraßen in ganz Brandenburg, Sachsen Anhalt und im Harz zu Hause und kenne auch so manchen versteckten Feldweg zu den üblichen Absaufstellen.
Zur Freude und Beruhigung der anderen Strecken-Piloten, komme ich mit GPS, Telefon, Landkarten und Funk  professionell bewaffnet seit 4 Jahren nicht nur am Wochenende, sondern auch an fast allen Streckenflugtagen innerhalb der Woche mit auf den Flugplatz.
So ist es doch schön zu hören, wenn z.B. Markus sagt, “Du bist meine Rettung, wer weiß wann ich sonst nach Hause gekommen wäre”, – dass an einem  Sonntag Abend, wo keiner mehr  Lust hat, einen glücklich gelandeten Piloten noch hinter Torgau abzuholen.
Wenn ich nur nicht so viel Angst hätte, könnte ich schon einige male als Dankeschön, nicht nur bei Markus im Tandem mit fliegen.
Nun, seit jenem besagten Tag im August 2001 wurde der Satz, “ich mache nur schnell einen Flug und bin gleich wieder da” zu Viktors Leitspruch. Es war und ist wie verhext, sagt er ihn, geht er auf Strecke, sagt er ihn nicht, steht er kurzerhand wieder am Boden. Und im Laufe der Zeit hat es sich so ergeben, dass ich dann zu einer Art Telefonzentrale geworden bin, wo sich alle Streckenflieger melden um zu koordinieren, wie sie am besten zurückkommen. Das ist für mich natürlich auch wichtig, denn manchmal ist der Wind am Boden anders als in der Luft und ich kann dann unterwegs noch schnell meine Route etwas anders legen. Ich gebe es offen zu, wenn die Konkurrenz schon am Boden steht, finde ich es  nicht besonders traurig, doch freuen kann ich mich natürlich für alle, egal wie weit sie von der Thermik getragen wurden. Wenn ich mich mit Verpflegung im Gepäck und einem kühlen Landebier im Kofferraum, einen Kanister Wasser zum Erfrischen auf den Weg mache um die Jungs einzusammeln, sagen alle, ich bin die Beste Fliegerfrau, die sich Fliegermännerherzen erträumen können. Das Weiteste was ich letztes Jahr gefahren bin, war als Viktor (wieder mal an einem Sonntag) 183 km von Altes Lager nach Salzgitter geflogen ist. Gerd Ott flog an diesem Tag 192 km und landete ebenfalls in Salzgitter. Leider konnte ich Gerd nicht mitnehmen, weil mein kleines Auto voll gepackt bis unters Dach mit Zeltzeug und Gleitschirmausrüstung war.  
Viktor hat letztes Jahr 1800 Flugkilometer gerissen und sich mit dem Gedanken im Kopf, dass ich Ihn zurückhole, auf Platz 4 im Deutschlandpokal mit einem zweier Schirm vor gekämpft. Das macht mich natürlich besonders stolz. Was für eine Leistung wir beide vollbracht haben, wird mir erst angesichts dieser Zahlen bewusst. Da sich bei Viktor von Jahr zu Jahr die Leistungen steigern und die Strecken-Kilometer immer  mehr werden, haben wir nun ausgemacht, dass er demnächst doch öfter mit dem Zug zurück fährt. Zum Schluss möchte ich noch sagen, auch wenn ich nicht direkt im DCB Mitglied bin, so bin ich doch tief verwurzelt und von allen auch als “Flieger im Herzen” akzeptiert und es ist schön, so dazu zugehören. Selbst wenn sich in so einem großen Verein nicht immer alle einig sind, so hoffe ich doch, dass wir alle zusammen noch viele schöne Grillabende verbringen können. Besonders gerne höre ich mir dabei noch immer die alten Fliegergeschichten vergangener Zeiten an, da merkt man oft, wie Leid und Freud dicht bei einander liegen. Wenn dann noch der eine oder andere selbst gebackene Kuchen (wie besonders lecker von Claudia), Willis Gulaschsuppe, Volkers Salat oder morgens frische Brötchen (wie so oft von Detlef geholt) vorhanden sind, wissen alle, wie schön es doch im Alten Lager ist. Manja – Viktors Schnucki,
die es schön fände, wenn noch mehr Fliegerfrauen auf den Platz dabei wären.

188 km von Altes Lager

188 km von Altes Lager (Brandenburg) nach Ummern (Niedersachsen)

Gutes Flugwetter ist angesagt für den 4. / 5. Juli 2001. Und wie fast immer bei brauchbarem Flugwetter, finden sich einige Flugenthusiasten unseres Drachen- und Gleitschirm-Fliegerclub Berlin/Brandenburg (DCB) zum Schleppbetrieb ein. Auch ich komme auf unser Vereinsgelände ‘Altes Lager’, einem ehemaligen russischem Militärflugplatz ca. 50 km südlich von Berlin. Am Mittwoch, dem 4. Juli macht der Aufzug von mittelhoher Stratusbewölkung schon kurz nach Mittag alle Streckenflugwünsche zunichte. Aber an diesem Donnerstag wird alles anders als sonst. Die ersten Cumuli bilden sich gegen zehn. Zur gleichen Zeit haben wir alles für den Windenschlepp notwendige aufgebaut. Dies ist erstaunlich, insbesondere wenn ich an die vorabendliche Lagerfeuerrunde denke, die sich bis ins Morgengrauen hinein zieht. Und so stehen Hagen Walter und ich als Erste am Start, nach dem Georg Weber uns beiden noch einige Thermikhinweise in Flugrichtung gegeben hat, fand doch mein bis dato weitester (motorloser) Streckenflug am Vortag über ca. 8 km bis kurz vor Blönsdorf statt. Der Wind weht mit noch erträglichen gut 10 ktn direkt aus Osten. Damit fällt mir die Entscheidung leichter, meinen Atlas S dem noch kleineren X-Act 19 von Marion, meiner Frau, vorzuziehen. Kurz vor halb elf starte ich unmittelbar nach Hagen, der es auf der Platz-Südseite versucht und fliege eine Cu nördlich des Platzes an, an der ich mich auf 850 m gnd hocharbeiten kann. Mit der Wolke über das als ‘Sauf-Senke’ gefürchtete Malterhausen driftend, halte ich nördlich vor und kann die dort schon gut entwickelte Wolkenstrasse erreichen. Dennoch gibt es für mich nur Höhen zwischen ca. 650 und 950 m gnd bis etwa Treuenbrietzen. Während dieser Zeit orientiere ich mich eher an den Schatten der Wolken als an den Wolken selbst. Wo werden sie dichter? Wo löchriger? Wo zerfallen sie schon? Obwohl ich sehr defensiv fliege und versuche, möglichst lange süd-östlich (luv- und sonnenseitig) unter den Wolken zu bleiben, verliere ich kurz vor der Querung der A9 den Aufwind. Zum Glück zeigen mir Schwalben an einer (leeseitigen!) Waldkante aber Thermik an und ich muss mich aus den verbliebenen 350 m Höhe nicht entscheiden, welches der naheliegenden Dörfer ich zur Aussenlandung anfliegen soll. Mit Erreichen der A9 scheine ich es auch vorerst geschafft zu haben. Es geht auf 1350 m und ein paar Wolkenfetzen um mich zeigen an, dass dies wohl die Basishöhe ist. Von hier aus kann ich ohne Höhenverlust über den Fläming ‘heizen’, was mein Schirm hergibt; ohne zu kreisen immer direkt unter der Wolkenstrasse und zum Teil bis gut 1600 m hoch. Die ED-R 73 umfliege ich ohne Umweg südlich. Mit dieser komfortablen Höhe fallen mir Georgs Worte von einer ‘Thermikfurt’ nördlich von Burg über die Elbe ein und halte nördlich auf eine Cumulus vor. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl dabei, von einer Wolke wegzufliegen und dann nichts weiter als hoffen zu können, die nächste zu erreichen. Und dabei quälend langsam zu sein. Aber ich erreiche den Aufwind in ca. 500 m gnd und arbeite mich wieder hoch. Jetzt ist aber Geduld angesagt. Ich lasse mich unter einer Wolke ganz langsam über die Elbe versetzten. Dabei habe ich viel Zeit, die Baustelle des Mittelland-Kanals, eine Brücke über die Elbe, zu bestaunen. Magdeburg liegt südlich im dunstigen Gegenlicht, die riesigen Kali-Abraumhalden von Zielitz direkt in Flugrichtung. Mehr als drei Stunden bin ich nun schon unterwegs und ich überlege, ob sich die ‘Hinterbliebenen’ schon beginnen, Sorgen zu machen. Aber telefonieren ist schwierig für mich, zumal die unruhige Luft auch nicht gerade einlädt, die Bremsen einhändig zu führen oder gar los zu lassen. Doch nun gilt es erst einmal, ausreichenden Abstand zum Sperrgebiet Colbitz-Letzlinger Heide zu gewinnen. In mehr als 1400 m fliege ich knapp südlich an der ED-R 74 vorbei. Wieder einmal haben mir leuchtend weisse Schmetterlinge in über 1000 m Höhe gezeigt, wo es thermisch langgeht. Denn selbst wenn ich ein stabiles Steigen habe, finde ich jedes Mal direkt bei den Insekten noch bessere Steigwerte. Von Süden her taucht der Mittellandkanal wieder auf. Dabei geht es über den feuchten Feldern des Naturparks Drömling nicht so richtig weiter. Ich entschliesse mich, unter grossflächige Abschattung einer zerfallenden Cumulus gen Südwesten vorzuhalten. Dabei hoffe ich auf Thermik über Oebisfelde, denn die Stadt liegt im prallen Sonnenlicht des frühen Nachmittags. Wieder dieser quälend langsame Schirm quer zum Wind, aber wenigstens muss ich nicht durch ‘Saufen’ fliegen. Mit dem Näherkommen suche ich mir auch schon eine Landewiese in der Nähe des Bahnhofes ­ Oebisfelde liegt als ehemaliger Grenzbahnhof direkt an der Neubaustrecke Berlin-Hannover. Wieder bleibt mir die Thermik-Fee treu. Bei nur 280 m Höhe entdecke ich einige Schwalben bei der Insektenjagd. Gleichzeitig merke ich, wie mein Schirm in die Thermik eintaucht. Ziemlich kräftig geht die Kappe dabei nach hinten und fast fahrstuhlartig geht es mit 5 m/s den wohl stärksten Bart des Tages auf 1200 m hoch. Wäre ich mit dem bisherigen Flug bereits mehr als zufrieden macht sich nun sogar leichte Euphorie breit, allerdings leicht gedämpft durch die erste Erschöpfung. Ich bin nun bereits fünf Stunden in der Luft, als ich versuche einem Bedürfnis zu verrichten. Kein leichtes Unterfangen, denn ich habe einen Frontcontainer vor mir. Zum Glück ist im Gleitflug zwischen zwei Wolken die Luft sehr ruhig. Und die Ruhe zwischen den nächsten Wolken nutze ich, um im akustischen Blindflug eine Ansage auf das DCB Info-Telefon zu sprechen ­ aus 950 m Höhe und südlich von mir die VW-Werke am nördlichen Stadtrand von Wolfsburg sehend. Die Schmetterlings-Thermikzeiger werden seltener, die Wolken stehen in größerem Abstand und sehen in Flugrichtung zunehmend fransig aus. Dafür tauchen nacheinander mehrere Segelflugzeuge mit östlichem Kurs auf. Meine thermischen Kreise, zusammen mit einem der Segler, finden bereits im navigatorischen Niemandsland statt. Meine mitgenommenen 1:200000- Kartenblätter sind bei Gifhorn zu Ende. Meine ‘Flugwut’ allerdings auch. Als ich schräg vor mir mitten im Wald einen kleinen Segelflugplatz entdecke, beschliesse ich, nicht den nächstgelegenen Ort namens Spechtshorn, wie mir später die Karte verrät, anzufliegen. Ich bereite bei 550 m gnd die Landung auf dem Segelflugplatz Ummern vor, wie mir ein weisser Schriftzug auf der Flugzeughalle sagt. Sichere Landezeugen, eine wahrscheinliche Rückfahrmöglichkeit und auch die Vorfreude, das Erlebte anderen Fliegern mitteilen zu können, mich dazu. Aber es ist eine Fehlentscheidung, wie sich herausstellt. Niemand ist auf dem Platz; die kurz zuvor gesehenen Segelflugzeuge kamen von wo anders. So stehe ich ohne Karte nach fast genau sieben Flugstunden um halb sechs mutterseelen allein auf einem abgelegenen Flugplatz in Niedersachsen. Es dauert nur ein paar Minuten und ich stehe, gestärkt durch die begeisterten Glückwünsche von Willy Kuck, an einer winzigen Strasse und hoffe auf eine gute Seele, die mich, egal in welche Richtung in den nächsten Ort mit nimmt. Und ich finde Sie in Form einer jungen Frau und anschliessend einem älteren Herrn. Dieser ist so begeistert, dass er spontan einen Umweg von 15 km fährt und mich direkt in Gifhorn am Bahnhof absetzt. Von hier ist es über Wolfsburg nach Berlin mit dem ICE nur ein Katzensprung von weniger als zwei Stunden. Während ich im voll-klimatisierten Zug sitze und den Tag Revue passieren lasse, erhalte ich auch Infos über die Strecken von Thomas Kuhlmann, der ganz in der Nähe von mir bei Brome gelandet ist (159km). Auch Georg und Hagen haben beachtliche Strecken an diesem Tag hingelegt. Und in Berlin holt mich sogar noch Mario Stielke ab, um mit mir mein Auto von Altes Lager zurückzuholen. Punkt Mitternacht bin ich nach diesem fantastisch-antrengendem Tag zu Hause in Hennigsdorf. Aber ich brauche wohl noch einige Tage, diesen Flug ganz zu begreifen.

Auf jeden Fall ein grosses Dankeschön:
– an Georg für das Mut machen, auf Strecke zu gehen, seine Thermikhinweise und den
Windenschlepp zu einem Zeitpunkt, wo wir in der Regel noch nicht einmal aufgebaut haben,
– an Mario, der mich, obwohl schon zu Hause, vom Bahnhof aus Berlin abgeholt und zum
Autorücktransport nach Altes Lager gefahren hat sowie die beiden lieben Menschen, die mich
mit meinem Gepäck mitgenommen und sogar Umwege für ein Dankeschön in Kauf genommen
haben,
– an Peter Schwarz von den Gifhorner Segelflieger, der meinen verloren gegangenen
Handschuh wieder gefunden und mir geschickt hat und
– an Willy für das Sponsoring von 100 Flaschen Landebier für den ersten Gleitiflug von AL über
mehr als 100 km. Das wird eine Fete am Lagerfeuer! Jörg Maaß