23.11.

Do, 23. November

Roland ist schon zeitig auf und repariert den Trailer, der zuvor durch den Totalverlust eines Radlagers bewegungsunfähig geworden war. Es ist sicher kein Zufall, dass das hiesige Wort „pothole“ sowohl für eine spezielle Höhlenform mit eingestürtzter Decke als auch für „Schlagloch“ verwendet wird. Wir besuchen mal den Stausee und ich gehe auch baden, zusammen mit einer Schar von Kindern. Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier ist beeindruckend! Dennoch bestehen Unsicherheiten und Ängste bei mir, was ich tun kann und was ich lieber lassen sollte. In der vollen Mittagssonne sieht die Stadt Graaf-Reinet mit den zumeist weissen Häusern fast unwirklich schön aus. Wohl über 200 Gebäude im Kap-holländischem Stil stehen unter Denkmalschutz in dieser Stadt! Aber die Stadt ist kein Mueseum: ganz im Gegenteil – Läden, Märkte im Schatten der Stassenbäume und auch mal eine Gruppe von Männern, die auf eine unnachahmliche Art Domino spielen; die Natur-hölzernen Spielsteine werden reihum mit gewaltigem Knall auf das rostige Spielblech gehauen. Statt eines Abendfluges gibt es auf dem englischen Rasen des lokalen Rugby-Klubs ein bisschen Groundhandlich für alle und zum späten Abendbrot Rolands unnachahmliches „Poikie“ – ein Gericht, dass in einem grossen gusseisernen Kessel stundenlang über dem offenen Feuer köchelt und wo sich Zutaten wie Lammfleisch, Minikürbisse, ein Flasche Cola und noch viel mehr wiederfindet. Anschliessend sind wir alle ebenso rundbäuchig wie begeistert! Und morgen abend wollen nach der letzten Fahretappe im Indischen Ozean baden und vielleicht auch den ersten Flug in Wilderness erleben….      <<< zurück >>>                         >>> weiter zum 24. – 25.11. >>>

22.11.

Mi, 22. November

Aufwachen von Vogelgezwitscher, frühstücken im schattigen Garten mit leckeren Pflaumen frisch vom Baum und baden im Gariep-Stausee – so kann ein Tag doch starten! Heute geht es in die Karoo, eine unendlich weite Halbwüsten-Landschaft, immer wieder von Bergen durchsetzt und beeindruckend in iherer Vielfalt der Gelb-, Braun- und zu dieser Jahreszeit auch vorhandenen Grüntöne! So weit wie die Landschaft, so gross sind auch die Farmen hier. Vornehmlich Schafzucht auf manchmal über 100.000 ha, typischer Weise in runder Form um das Farmhaus abgezäunt. Und weite Agavenfelder mit der zugehörigen Tequilafabrik gleich nebenbei – sind wir denn in Mexiko? Kaum vorstellbar, dass die Karoo mal durch eine riesige Eisplatte bedeckt war! Genug Zeit noch am späten Nachmittag mal wieder den Gleitschirm zu lüften! Wir fahren durch den noch jungen Cambedoo Nationalpark und das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit) zum Startplatz und sind überwältigt von dem unglaublich schönen Panorama um uns herum. Nachdem die Böigkeit des Windes ein wenig nachlässt, testet Roland als erster die Luft und fliegt ein ganzes Stück raus. Nachdem er gekonnt toplandet hält auch mich nichts mehr und ich starte auch raus. Die Kompression verdoppelt den Wind zwischen Kopf- und Schirmhöhe nahezu, dass macht meinen Start beeindruckend dynamisch und ich bin froh, in der Luft zu sein. Was folgt ist der wohl beeindruckenste Flug, den ich je erlebt habe. Mit Thermik, die mich den Start um mehrere hundert Meter überhöhen lässt, obwohl die Sonne schon tief am Horizont steht. Dass dabei der Wind auch deutlich auffrischt, bemerke ich erst recht spät und drifte gegen den Seitenwind langsam wieder Richtung Startplatz zurück. Micha, der nach mir startet, hat da weniger Glück. In niedriger Höhe dreht er ebenfalls in die Thermik ein und lässt sich dabei hinter den Grat versetzen. Zusammen mit dem starken Wind hat er keine Chance mehr, vorzufliegen und mir gehen so von oben zusehen müssend die Gedanken durch den Kopf…Es kommt, wie es kommen muss, Micha wird ins Lee gespült, legt eine Rodeo-Ritt durch den Rotor hin und kann glücklich in der Machia landen. Natürlich ist der Flug abends noch einmal Thema – es ist wirklich wichtig, hier in Südafrika unsere Flachland-Flieger-Gewohnheiten („Wenn Du in geringer Höhe eine Thermik findest, drehe ein“) den Gegebenheiten der Fluggebiete anzupassen! „Respekt“ ist sicher ein guter Begriff…     <<< zurück >>>                >>> weiter zum 23.11. >>>

21.11.

Di, 21. November

Starker Wind und auch noch aus der falschen Richtung – da fällt der Abschied aus Bulwer nach zwei tollen Flugtagen nicht ganz so schwer. Zumal heute die längste Fahretappe ansteht – es geht über 700 km gleich durch drei Provinzen gen Westen; von KwaZulu-Natal durch Eastern Cape bis zum Südzipfel von Free State. Dabei passieren wir die südlichen Drakensberge bis auf über 2000 m Höhe mit Wolken und Regen. Und für 15 km wird die Strasse auch mal zur unbefestigten Piste über die wir in z.T. Schritttempo zuckeln. Eine grossartige Natur mit Bergketten bis zum Horizont, hinter denen verborgen das Königreich Lesotho liegt, dass mit Bergen bis 3500 Metern immer noch schwierig zu erreichen ist. Und hin und wieder Dörfer und Städtchen, der hier heimischen Basotho-Volksgruppe. Am liebsten würden wir anhalten, aussteigen, unsere Schirme auspacken und an den dutzende Kilometer langen Hängen fliegen gehen… In Lesotho entspringt auch der Oranjeriver, der grösste Fluss des Landes, der Südafrika fast komplett von Ost nach West durchquert, bevor er als Grenzfluss zu Namibia in den Atlantik mündet. Damit nimmt er Unmengen von Sedimenten aus den uralten, sanft abgerundeten Drakensbergen mit. Was eigentlich ganz gut ist. Denn schliesslich wird der rötlich-braune Sand an Namibias Küsten angespült und bildet damit die Grundlangen der dortigen Dünenlandschaft mit den tollen fliegerischen Möglichkeiten. Anderseits aber auch enorme Erosionrinnen in der weiten Landschaft der Drakensberge bewirkt, deren Entstehung durch die intensive Weidewirtschaft noch verstärkt werden. Darum werden an manchen Stellen einfach Autowracks in die Rinnen geworfen – dort kann sich der Sand dann wieder anlagern und die Grundlage für neuen Bewuchs bilden. Die Sonne verschwindet, wir kehren noch in Steakhouse ein, das sich seltsamer Weise mit einem Indianer schmückt, und kommen spät in Gariep an, einem kleinen Ort an der Dammkrone des gleichnamigen Stausees gelegen. Und während Micha und Ingo noch das Nachtleben im einzigen Pub bei Tonic & Gin und Dartspielen gegen die Lokals kennenlernen, beendet der Rest der Gruppe bei einem Glas Rotwein den langen Tag. Morgen geht’s nach Graaf-Reinett und ins Valley of Desolation (Tal der Verlorenheit) weiter. Die Wettervorhersagen sehen gut zum Fliegen aus! <<< zurück >>>      >>> weiter zum 22.11. >>>

19. – 20.11.

So, 19. – Mo, 20. November Hallo, diesmal meldet sich Ingo (der Hamburger) zu Wort! Leicht verkatert lässt sich ein Teil der Gruppe von den Lockrufen einiger Frühaufsteher wecken. Der erste Eindruck ist dunstig. Doch als wir die Stalltür unserer Kojen öffnen, lassen erste Sonnenstrahlen einen herrlichen Flugtag im beliebten Bulwer erahnen. Obwohl sich die Wolkendecke nicht vollständig auflöst, werden die Erwartungen der ausgehungerten Flieger erfüllt. Es eröffnet sich ein Panorama per Excellence. Die meisten bleiben den ganzen Nachmittag in der Luft. Nach der Landung erinnern eifrige, aber schüchterne junge schwarze Schirmpacker, dass man wirklich Urlaub hat.

Den Abend lassen wir gemeinsam mit ein paar lokalen Fliegern in einer sehr authentischen, ländlichen Gaststätte mit Home-made Burger, Steak und Windhoeck Lager ausklingen. Die Stimmung ist prima. Micha und ich (Ingo) müssen uns später abseilen, um uns eine Verabredung mit zwei Dorfprinzessinnen nicht entgehen zu lassen. Ihr „Schlösschen“ stellt sich als tierfreundliche WG heraus, welche westeuropäische Hygieneansprüche nur bedingt erfüllen. Irdengwie gelingt es den Gastgeberinnen jedoch, von den Umständen abzulenken. Entgegen gutgemeinter Ratschläge, sich als Weisser in dieser Gegend nachts nicht per pedes zu bewegen, machen sich Ranger Mike und ich zusammen auf die Socken. Als auf halbem Weg ein schwarz-indischer Truckerfahrer (Kampfgewicht 60 kg) anhält und mit den Worten „Guys, can I give u a ride – better don’t walk“ einlädt, sind die kulturellen Eindrücke für diesen Abend perfekt. Die Wettervorhersage für Montag ist aus fliegerischer Sicht vielversprechend. Spekulationen über Cross Country Flüge machen die Runde. Daher starten wir erwartungsvoll, nachdem die ersten Thermikwölkchen sichtbar werden. Der Startplatz auf 1800m bietet heute eine klare, eindrucksvolle Sicht. Unser Tourguide Roland schildert die Optionen für die Streckenflugwilligen. Da für nachmittags Gewitter angekündigt sind, geht es darum möglichst schnell rauszukommen, bevor der Wind weiter zunimmt und das Starten unmöglich macht. Rudolf und Jörg erreichen ordentliche 1000 Meter Startüberhöhung. Und Steffen folgt gerne Rolands Einlandung, mit dessen grossen DoSi mitzufliegen. Das erwartete Gewitter kündigt sich eindrucksvoll mit mächtigen Cumulus-Wolken und fernem Grollen an. Trotz verpassten Streckenflügen ist es ein gelungener Flugtag mit anspruchsvollen Bedingungen in reizvoller Umgebung. Auf jeden Fall ein Grund heute Abend beim Braii darauf anzustossen.   Und für morgen ist das Wetter ähnlich wie heute, also fliegbar, vorhergesagt. Mal schauen… <<< zurück >>>                     <<< weiter zum 21.11. >>>

18.11.

Sa, 18. November Grauer Himmel und Nieselregen – so startet der Tag und die Vorsagen sehen auch nicht besser aus. Unsere Gruppe entschliesst sich, mit Roland und Kristy nach Durban zu fahren und, so möglich, Henry zu besuchen und vielleicht einen Abstecher zum Indischen Ozean zu machen. Während dessen bleibe ich hier, gehe in Bulwer „shoppen“ sowie auf Wanderung, denn rund um Bulwer sind einige Wanderwege ausgeschildert. Leider finde ich die „Bushman’s paintings“ nicht. Dafür zeigt sich aber die „Curtain cave“ (Gardinenhöhle) von ihrer besten Seite: durch den starken Regen der letzten Tage ist der Wasserfall, der die Vorderseite der Höhle herab fliesst, zu einem schönen Vorhang geworden. Die Wanderung endet für mich nach gut drei Stunden wegen der nassen Wiesen
mit so durchgeweichter Hose, dass sich Schaum vor meinen Knien bildet. Abends gibt es dann nach im Pub sogar einige Optimisten, die für morgen Nachmittag gute Flugbedingungen vorhersagen. Schön wäre es ja mal wieder… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 19.11. >>>

17.11.

Fr, 17. November Natürlich ist nach dem traurigen gestrigen Tag die Stimmung in der Gruppe immer noch recht betreten. Von Henry wissen wir nur, dass er in eine grössere Klinik nach Durban verlegt werden soll, um die notwendige Operation am gebrochenen Fuss durchführen und innere Verletzungen sicher auszuschliessen zu können. So geht es vor unserer Abfahrt Richtung Drakensberge noch einmal auf den Dumbe Mountain hoch und wir erleben alle bei schwach windigen Bedingungen einen Panoramaflug. Der Reiseführer sagt über die Drakensberge, dass die Wahrscheinlichkeit, gutes Wetter zu haben, 50 Prozent ist. Wir haben die anderen 50 Prozent und fast die ganze Strecke erleben wir beeindruckende Gewitter – zweimal muss Roland anhalten, weil die Strasse nicht mehr zu erkennen ist. Dann fällt auch noch das Rücklicht aus und Kristy beginnt akrobatisch die Sicherungen zu überprüfen. In Bulwer angekommen, wartet schon ein tolles Abendbrot auf uns. Wir Hartgesottenen (Ingo, Micha, Steffen und ich) sind dann bei Musik und Pool-Billiard noch bis nach eins im Pub; Freitags ist dort immer „Party“ wo sich die Farmer der Umgebung – und deren Töchter 🙂 vergnügen. Ingo liegt eindeutig auf Platz 1, was diesen Teil der Gruppendynamik betrifft…  <<< zurück >>>      >>> weiter zum 18.11. >>>

Da ist wohl ´ne Sicherung durchgebrannt!:

16.11.

Do, 16. November Der geplante “richtig schöne Fliegertag” fängt mit der Besichtigung der Startplätze hier um Paulpietersburg mit anschliessendem “Parawaiting” an. Der Wind kommt zwar aus der richtigen Richtung und ist auch nicht zu stark, aber die eingelagerte Thermik verursacht so starke Ablösungen, dass an sicheres Fliegen nicht zu denken ist.

Aber wir alle geniessen den tollen Ausblick und den warmen Wind und Micha hat schnell eine Gruppe zum Scrabbeln zusammen, während Maria lesend die Zeit verbringt und ich mit meinen Pois übe… Gut, dass das Fluggebiet so nah an unserer Unterkunft liegt – wir fahren einfach noch mal runter und nutzen die Zwischenzeit zum Besuch des hiesigen bunt-afrikanischen Marktes. Zum späten Nachmittag fahren wir wieder hoch und bald sind unsere bunten Schirme in der Luft zu sehen. Dann geht alles schnell und unerwartet: Während wir alle nahe des Startplatzes fliegen, schaue ich talwärts und sehe plötzlich, wie der Schirm unseres Engländers Henry mit einer schnellen, Steilspiral-ähnlichen Drehung hinter der Kante verschwindet. Und als Roland zu ihm läuft, gehe ich sofort landen und laufe auch runter zur Unfallstelle. Henri ist zum Glück ansprechbar, klagt aber über starke Schmerzen im Fuss und im Nacken. Roland stabisiert ihn und ruft den Rettungsdienst. In den nächsten Stunden erfahren wir den Unterschied zwischen Mitteleuropa und Südafrika, den man so leicht vergisst, so lange alles gut geht – bis der Krankenwagen mit zwei Rettungssanitätern erscheint, vergehen fast zwei Stunden. Mit sieben Leuten an der Trage schaffen wir in Etappen die ca. 100 Höhenmeter zum Startplatz rauf und sind alle völlig erschöpft aber auch froh, den Rettungswagen in fast völliger Dunkelheit endlich erreicht zu haben. Und bis Henry im ca. 60 km entfernten Krankenhaus angekommen ist, dürften wohl bald vier Stunden vergangen sein. Natürlich ist die Stimmung gedrückt, hellt sich dann aber wenigstens ein wenig auf, als wir erfahren, dass Henri gut im Krankenhaus angekommen ist. Der Knöchlbruch steht fest – zum Glück aber auch, dass der Rücken heil geblieben ist und der Integralhelm seinen Kopf bestmöglich geschützt hat. Da kommt dann bei uns nach und nach der Appetit zurück und wir verspeisen das tolle Abendessen, dass unser Gastgeber Dieter uns bereitet hat. Wahrscheinlich fahren wir morgen wir geplant in die Drakensberge nach Bulwer und besuchen Henry auf dem Weg… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 17.11. >>>

14.-15.11.

Di, 14. – Mi, 15. November Jetzt schreibt euch Rangermike (Michael O.) ein paar Zeilen. Diesen Titel habe ich mir mit Henry verdient, haben wir doch als Einzige die Big Five gesehen: Löwen, Rhinos, Leoparden, Flusspferde und Wasserbüffel….zu vernachlässigen sind Hyänen, Impalas, Böcke jeglicher Art, Schlangen, Geier, Papageien, Giraffen, Affen usw. Henry und ich haben dafür aber auch auf viel Schlaf verzichtet. Die selbst organisierte Safari war prima, aber das Add on gab es nur, weil wir auch mal nachts um 4.00 Uhr gestartet sind – dann hatten wir noch Glück, dass unser Guide den LKW mit 20 Personen einfach bei Sichtung einer Löwenherde kurz und humorlos in derselbigen geparkt hat, abseits der Straße….er gab uns die Auflage leise zu sein … die Herde bestand aus ca. 12 Tieren. Als nach 1 Minute jedoch die ersten Jungtiere auf uns zugingen und drauf und dran waren ihren Mut an uns auszuprobieren…. und deren Mütter Anstalten machten diese zu begleiten….da fuhren wir dann doch weiter…aber nur 100 m, um direkt neben einem Löwen zu parken, der jedoch ziemlich relaxt war….um nicht zu sagen – er posierte. Tolle Fotos, schöne Impressionen.

Jetzt ist noch nicht einmal eine Woche um und mein variabler Speicher ist schon fast voll ob dieser Eindrücke. Die Zeit eilt, nur nicht während dieser quälend langen Autofahrten… Gottseidank habe ich ein Scrabble mit. Unsere jetzige Unterkunft in Paulpietersburg, nahe Städte heissen Braunschweig, Augsburg und Luneburg, hat mit der ersten Lodge nichts gemein. Alles etwas im “used look” gehalten, betrieben von einem S-Afrikaner (“Isch bin der Dieter”), dessen Vorfahren Deutsche waren… er spricht auch perfekt Deutsch (wenn ich mich nicht täusche mit süddeutschem Akzent), hier sieht es aus wie in einer Gartenlaube…nur dass die Gartenzwerge Schwarze sind…passenderweise heisst auch noch einer der 4 Hunde “Kaiser”, ein niedlicher Schoßhund von 65 kg, ein Vollblutrottweiler….der will doch nur spielen. Irgendwie habe ich noch nicht genug Heimweh, um das Ganze hier zu würdigen… aber ich habe den Eindruck, dass die Gruppe genug abwärtskompatibel ist, um sich den erneuten Umständen anzupassen. Wenn der “Dieter” jedoch anfängt, am Abend “Opa Rudolph” inzwischen Deutschland und SA zu begründen (“Hier ischt nämlich Sommer, während in Frankfurt nun Winter isch”)…da waren alle plötzlich müde und mussten ins Bett. Ansonsten zeigen wir so alles auf, was Gruppendynamik aufbietet – konfuse Informationen, Zeitverschwendung und  unsinnige Gespräche – es fehlen jedoch Animositäten jeglicher Art, last but not least kann man sagen – eine ganz prima Truppe. Durch die Anwesenheit von Henry wird bei mir zumindest mein doch verbesserungswürdiges Englisch gefördert. Der Eindruck in SA bzgl. des Zusammenlebens zw. Schwarze & Weisse ist: das sind ganz klassische Parallelwelten. So stelle ich mir die USA in den Sechzigern vor. Ansonsten gibt es eine große Paranoia bzgl. des Sicherheitsgefühls – ist hier auch ein prosperierender Markt und dürfte zur WM 2010 noch zunehmen. Unser Wolfi (der 2. Fluglehrer) ist ja nun nach SA emigriert, den Kontakt sollten wir halten….Unterkunft & Karten zur WM 2010 garantiert! Morgen hoffentlich wieder einen richtigen  schönen Fliegertag… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 16.11. >>>

9.-13.11.

Wir sind in Südafrika! Do, 9. – Fr, 10. November Alles geht in Berlin los. Unsere Gruppe, Maria, Rudolf, Steffen Michael und ich, Jörg, ist vollzählig. Ingo aus Hamburg hat aus Versehen seinen Hinflug für eine Woche zu früh gebucht und erwartet uns bereits in Johannesburg. Auf uns warten gut drei Wochen Urlaub unter dem Thema „Erlebe das Land – mit dem Gleitschirm“. Unser Flug über den futuristischen Flughafen Barajas von Madrid erreicht Jo’burg fast planmäßig und 90 Minuten später ist auch unser Gepäck da; versehentlich war der Container zum Frachtterminal gegangen. Großes Hallo – alle sind da und mit unseren Führern Roland und Kristy brechen wir zu elft gen Osten auf. Einen ersten Eindruck auf die Möglichkeiten des Wetters bietet schon die Fahrt: Eine gigantische Böenwalzen-Staubwolke wirbelt vor uns über die Landschaft; daneben sieht man es aus einer dunkelgrauen Wolke in Strömen regnen und die unheimliche Szenerie wird durch einen doppelten Regenbogen gekrönt. Wir werden die ersten Tage in der romantischen Lodge Doornkop inmitten eines Wildgeheges verbringen und starten nach unserer Ankunft auch gleich mit einem traditionellen Grillabend, „Braai“ auf Afrikaans und ein beliebter (und leckerer) südafrikanischer Volkssport.

Sa, 11. November Auf nach „Bambi“ – einem ostwärts ausgerichtetem Fluggebiet, das direkt an der Grenze zwischen den „Lowvelds“ und „Highvelds“ gelegen ein besonderes Talwindsystem entwickelt. Häufig jedenfalls, denn heute steht erst einmal starker Westwind an. OK, wir sehen einen Stausee, fahren hin, sehen auch die Warnschilder „Beware of Hippos“, gehen baden und schauen dabei aufmerksam nach Nilpferd-Naslöchern. Später und wieder auf dem Berg weht der Wind langsam schwächer – leider auch weiter aus der falschen Richtung – aber es reicht zu ein bisschen Groundhandling über die Bergkuppe hinweg. Morgen soll der Wind schwächer werden… So, 12. November Dunkle Wolken und viel Wind – aber wir fahren trotzdem unverzagt auf den kleinen Hügel mit dem tollen Ausblick über die weite Graslandschaft. Tatsächlich lässt schon bald der Wind nach und Roland startet als erster mit der südafrikanischen Starkwindtechnik „Aufziehen und Starten mit angelegten Ohren“ und nachdem uns Naturkenner Craig nachdrücklich zeigt, wie es nicht aussehen soll, dabei zum Glück ohne Kratzer bleibt, werden die Bedingungen schnell besser und wir starten einer nach dem anderen raus und haben viel Freude in dem mit kleinen Thermiken durchsetzten Aufwindband. Alle kommen in die Luft und selbst unsere „Fußgänger“ Maria und Steffen werden als Passagiere „in die Luft gejagt“. Rudolf, bekannt und gefürchtet für seine ausgefeilte Starttechnik, startet gleich mehrere Male an diesem tollen Flugtag. Als der Wind etwas stärker bläst, sichern ihn einfach zwei Leute – „Could you give me an anchor“ (Anker) wird diese Aufgabe hier sehr treffend genannt. Ich selbst fliege am Hang, drehe auch einmal mit einigen Schwalben die fehlenden 300 Meter zur Wolkenbasis auf und habe ansonsten besonders viel Vergnügen, meine Top-Landetechnik zu verfeinern. Und unser „Youngster“ Henry, aus London zur Gruppe gekommen, darf an diesem vierten Tag  als Flugschüler seine ersten eigenen Toplandungen praktizieren. Das ist Südafrika! Und während Maria mich massiert, wetterleuchtet und donnert draußen das übliche abendliche Gewitter und die Regentropfen klopfen an. Morgen brechen wir zum Krüger-Nationalpark auf, mit 22000 km² etwa so groß wie Brandenburg, aber von wesentlich wilderen Tieren bewohnt, sagt man. Wir werden sehen; vielleicht mit einer kleinen Flugpause an “God’s window” auf dem Weg dorthin…

Mo, 13. November Der Regen hat bis zum Morgen angehalten, mit tollem Wetterleuchten, Stromausfall und allem, was dazu gehört. Richtung Osten geht es weiter und bergig wird es zunehmend. Ein Stück in die Berge hinein schauen können wir bei einem Besuch in den Sudwala-Höhlen. Der geplante Ausflug zum Blyde River Canon, dem drittgrößten der Welt, fällt leider dem Umstand zum Opfer, dass die Tore des Krüger-Nationalparks abends um sechs schließen und wir dann noch eine halbe Stunde Zeit bis zu unserem Camp haben, um dort nicht ebenfalls vor verschlossenen Türen zu stehen. Dennoch sehen wir schon hier die ersten Impalas, Elefanten, Giraffen und Nilpferde entlang der Strecke.  Michael und Henry gehen dann noch auf eine Abendsafari durch die Nacht und erleben sogar einen Leoparden auf der Jagd, während unsere Gruppe am Lagerfeuer den hinter dem nahen Campzaun vorbei streichenden Hyänen lauscht. Morgen geht es auf Safari… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 14.11. >>>

Rudolf mit zwei Fluglehrern als persönliche Starthelfer:

Neuseeland 2005

Knapp 5 Millonen Einwohner verteilen sich in New Zealand auf eine Fläche, die in etwa der ehemaligen BRD entspricht. Auf den Großraum Auckland, im Norden der Nordinsel gelegen, kommt mit ca. 1 Mio Einwohnern bereits etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Außerdem Touristen vor allem aus Japan – zumindest, wenn man nach der Zahl der Sushiläden geht. In Auckland also endet nach zwei Stationen in Frankfurt und Singapur unsere ca. 27-stündige Anreise.

Use Sunscreen

Erstmal akklimatisieren. Cafés, Kneipen, Bars am Hafen, gute Restaurants soviel das Herz begehrt. Schöne Sitte: B.Y.O. Man kann in fast jeden Laden zum Essen seine Flasche Wein selbst mitbringen. Und die haben leckeren Wein in Neuseeland! Auf keinen Fall sollte man die Intensität der Sonneneinstrahlung unterschätzen – wie sich nach einem Tag auf dem Wasser herausstellt, den Jörg mit heftigem Sonnenbrand bezahlt. In der Sonne an Deck eingeschlafen – ohne Sonnencreme…

Dem Capt’n alle Achtung

Nach vier Tagen Nordinsel nehmen wir dann den Flieger Richtung Südinsel. Wer einmal einen echt spannenden Landeanflug mit einer 737 erleben möchte, dem sei ein Flug nach Queenstown empfohlen. Bis ca. eine Minute vor der Landung konnten wir aus dem Flieger heraus (mit noch ca. 300m Höhe) die Landebahn des Flugplatzes von Queenstown nicht entdecken. Erst als der Capt’n in den Queranflug ging, sahen wir warum: der Endanflug findet in einem schmalen Seitental statt, das den Flügelspitzen des Jets je um die 200m Platz zum Hang lässt. Sportlich.
Das Panorama stimmt schon mal
WOW. Der tiefblaue See, an dessen Ufer Queenstown liegt ist gerahmt von sanften, kaum bewaldete Hängen. Weiter im Nordwesten schimmern schneebedeckt die Gipfel der Southern Alps. Drüber ein strahlender Sommerhimmel, formschöne Cumulanten und ein leichter Wind. Die Landstraße Richtung Wanaka windet sich gemächlich den Berg rauf und jede Kurve bietet einen ein noch schöneren Ausblick als die vorherige.

Fun or Open?

In Wanaka angekommen, geht es am Abend des 1. Januar zur Registrierung in Muzza’s Bar. Hier werden in den kommenden sieben Tagen die morgendlichen Briefings stattfinden und auch meißt am Abend die run reports eingereicht. Meistgestellte Frage: „Do you take part in the fun or in the open?“ Heißt: es laufen zwei parallele Comps, die offizielle „Open“ und ein Fun-Wettkampf für Nachwuchspiloten, der aber nicht weniger ernst genommen wird und auch sehr interessante Tasks bereithält.

Where are you from?

Über 60 Piloten sind anwesend und es geht international zu: Holland, Venezuela, Kanada, Schweiz, USA, Australien, ja und ein paar Deutsche sind auch da?. Überhaupt scheint es in Neuseeland keine Neuseeländer zu geben, denn selbst, wenn man mit Einheimischen spricht, kommen die aus Schottland, England, Wales oder Kanada. Anyway, die Stimmung ist super. Alle bekommen ihre Unterlagen, aber leider gibt es keine Batterien dazu. Muss ich also schnell noch in den New World-Supermarkt flitzen, damit mein GPS auch mitmacht. Willi, bei Dir war alles doch noch am besten 😉 Dann schlägt das Jetlag zu und nach dem Bier geht’s in die Koje.

TC Briefing, 1st Task

Am 2. Januar geht es nach einem kurzen Wetterbriefing zum Startplatz am Treble Cone, auch liebevoll TC genannt. Dort gibt es ein Cafè an der Seilbahnstation und hier findet gegen Mittag unser erstes Tasksetting statt, während sich die Basis langsam hebt und den Blick auf den märchenhaft schönen Lake Wanaka ermöglicht. Zum warm werden zwei Wendepunkte, 37km landen mitten in Wanaka im Park. Start auf ca. 1600m nach kurzem Marsch etwas oberhalb der Station, easy as can be. Die Bedingungen sind super und der erste Task endet mit 16 glücklichen Piloten im Ziel.

Kann man auch übersetzen mit World Wide Weather, das auch in Neuseeland nicht mehr so ist, wie es mal war. So war schon der letzte Sommer sch…. und der zweite Wettkampf-Tag fällt wegen starkem Nordwestwind aus. Wir machen uns auf den Weg zur Westküste und sehen uns den Regenwald dort an, die berühmten Fox und Franz-Josef Gletscher und die Strände der Tasman Sea.

Comp

Das wars dann aber auch schon mit Urlaub. Die kommenden Tage wird geflogen, was das Zeug hält. Jeden Tag ein Task am TC mit 20 bis 50 km Länge. Auch wenn unser Meet Director Bryan am morgen noch skeptisch die Stirn ob des Wetters runzelt – mittags heisst es unfehlbar „The window is open“. Wir ziehen nur um zum etwas tiefer gelegenen Start am Pub Corner, direkt an der Auffahrt zur Seilbahn gelegen und etwas, sagen wir…eng für einen Wettkampf. Geht aber.

Coronet Peak

Der letzte Task findet am vorletzen Tag bei Queenstown statt, Startplatz Coronet Peak, wohin wir wegen des Wetters ausweichen. Zickzack-Task an der Kante lang, zweimal Tal und dann landen im Flightpark am Fuß des Berges. Start- wie Landeplatz sind erstklassig. 5$ Landegebühr sind mehr als berechtigt. Leider war’s das für diesen Wettkampf und am kommenden Tag fällt fliegen ins Wasser (Regen, Regen, Regen, Regen).

Middi’s Mustache

Preisverleihung und Abschiedsessen finden im Café Fe in Wanaka statt. Die Stimmung ist gigantisch, es gibt Geschenke, Reden, Dank und Emotion. Später wird der Schnurbart von Grant Middendorf versteigert (Platz 8 Weltrangliste, Platz 4 NZ), um zwei der Leading Ladies die Teilnahme an dem World-Cup in Brasilien im März zu finanzieren. Middy erklärt sich bereit, sich für 1000,- NZ$ unter den Rasierer zu legen. Also heißt es nach dem Essen: „Wir stehen bei 900,-$, bei 950,-$ , 1000,- $!!!!“ Kat und Harmony nehmen Middy eigenhändig unter lauten Beifall und Pfeifen den stattlichen rotblonden Bart ab. Dann scharen sich alle anwesenden Ladies um ihn und es gibt ein Foto vom neuen Middy.

On the road again

Am kommenden Morgen werden noch schnell letzte eMail-Adressen ausgetauscht, dann verstreuen sich alle. Wir nehmen Nikki in unserem Mietwagen mit bis nach Christchurch und fahren weiter Richtung Norden. In Picton geht es auf die Fähre, durch den Marlboro-Sound und über die Cook-Strait, in der sich Tasman Sea und Pazifik treffen nach Wellington. Von hier aus noch mal 350km bis zur Hawke’s Bay nach Napier.

A bit intimidating

Am kommenden Tag treffen wir Tim, der seit 20 Jahren fliegt und uns etwas rumführt. Te Mata Peak, mit direkt neben dem Parkplatz gelegenem Start, ist eher etwas für bergfeste Piloten. Auf dem sehr steilen Südstartplatz hat nur eine Kappe Platz. Wenn das Aufziehen nicht klappt hängt man links oder rechts in den Felsen oder oben im Zaun/den Zuschauern/den parkenden Autos. Der Flug ist einfach – ein schöner Talkessel sorgt für die Strömung an der Kante, Landung auf einer riesigen Wiese.

And back again

Drei Wochen gehen schnell vorbei. Gute Vorbereitung ist also empfehlenswert. Ausländische Piloten sollten dem Neuseeländischen Flugverband als Gäste beitreten. Kostet für drei Monate so um die 20,- €. Infos: Allgemein gilt: alle sind sehr hilfsbereit und freundlich. Da aber in fast allen Fluggebieten Besonderheiten bezüglich der Start- und Landeplätze zu beachten sind, sollte man diese Hilfs- und Auskunftsbereitschaft auch in Anspruch nehmen. Setzt euch mit dem lokalen Club oder der Flugschule in Verbindung, bevor ihr fliegt. Oft ermöglichen nur bestimmte Vereinbarungen der Clubs mit den Landeigentümern das Fliegen und Gäste sollten diese Agreements nicht durch Unwissen gefährden. Bei Streckenflügen zu beachten: es gibt im Hinterland kaum Straßen. Eine ungünstige Außenlandung kann also schon mal einen zweistündigen Fußmarsch zur nächstgelegenen Straße bedeuten. Immer Wasser, Hut und Sonnenschutz mitnehmen.
Die Infrastuktur sonst ist sehr gut. Gute Unterkünfte gibt es in vielen Orten zu bezahlbaren Preisen (Campingplätze, Caravanplätze, Motels etc. ).

Und wer hat’s gefunden?

Wie unser holländischer Mitflieger Bob bei seiner Dankesrede (Platz 3. Fun-comp) sagte: „Es war super. Selten soviel Spaß in so kurzer Zeit gehabt und so viele nette Leute getroffen. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir Holländer Neuseeland gefunden haben“ 😉
Snezana, Januar 2005