Neuseeland 2005

Knapp 5 Millonen Einwohner verteilen sich in New Zealand auf eine Fläche, die in etwa der ehemaligen BRD entspricht. Auf den Großraum Auckland, im Norden der Nordinsel gelegen, kommt mit ca. 1 Mio Einwohnern bereits etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Außerdem Touristen vor allem aus Japan – zumindest, wenn man nach der Zahl der Sushiläden geht. In Auckland also endet nach zwei Stationen in Frankfurt und Singapur unsere ca. 27-stündige Anreise.

Use Sunscreen

Erstmal akklimatisieren. Cafés, Kneipen, Bars am Hafen, gute Restaurants soviel das Herz begehrt. Schöne Sitte: B.Y.O. Man kann in fast jeden Laden zum Essen seine Flasche Wein selbst mitbringen. Und die haben leckeren Wein in Neuseeland! Auf keinen Fall sollte man die Intensität der Sonneneinstrahlung unterschätzen – wie sich nach einem Tag auf dem Wasser herausstellt, den Jörg mit heftigem Sonnenbrand bezahlt. In der Sonne an Deck eingeschlafen – ohne Sonnencreme…

Dem Capt’n alle Achtung

Nach vier Tagen Nordinsel nehmen wir dann den Flieger Richtung Südinsel. Wer einmal einen echt spannenden Landeanflug mit einer 737 erleben möchte, dem sei ein Flug nach Queenstown empfohlen. Bis ca. eine Minute vor der Landung konnten wir aus dem Flieger heraus (mit noch ca. 300m Höhe) die Landebahn des Flugplatzes von Queenstown nicht entdecken. Erst als der Capt’n in den Queranflug ging, sahen wir warum: der Endanflug findet in einem schmalen Seitental statt, das den Flügelspitzen des Jets je um die 200m Platz zum Hang lässt. Sportlich.
Das Panorama stimmt schon mal
WOW. Der tiefblaue See, an dessen Ufer Queenstown liegt ist gerahmt von sanften, kaum bewaldete Hängen. Weiter im Nordwesten schimmern schneebedeckt die Gipfel der Southern Alps. Drüber ein strahlender Sommerhimmel, formschöne Cumulanten und ein leichter Wind. Die Landstraße Richtung Wanaka windet sich gemächlich den Berg rauf und jede Kurve bietet einen ein noch schöneren Ausblick als die vorherige.

Fun or Open?

In Wanaka angekommen, geht es am Abend des 1. Januar zur Registrierung in Muzza’s Bar. Hier werden in den kommenden sieben Tagen die morgendlichen Briefings stattfinden und auch meißt am Abend die run reports eingereicht. Meistgestellte Frage: „Do you take part in the fun or in the open?“ Heißt: es laufen zwei parallele Comps, die offizielle „Open“ und ein Fun-Wettkampf für Nachwuchspiloten, der aber nicht weniger ernst genommen wird und auch sehr interessante Tasks bereithält.

Where are you from?

Über 60 Piloten sind anwesend und es geht international zu: Holland, Venezuela, Kanada, Schweiz, USA, Australien, ja und ein paar Deutsche sind auch da?. Überhaupt scheint es in Neuseeland keine Neuseeländer zu geben, denn selbst, wenn man mit Einheimischen spricht, kommen die aus Schottland, England, Wales oder Kanada. Anyway, die Stimmung ist super. Alle bekommen ihre Unterlagen, aber leider gibt es keine Batterien dazu. Muss ich also schnell noch in den New World-Supermarkt flitzen, damit mein GPS auch mitmacht. Willi, bei Dir war alles doch noch am besten 😉 Dann schlägt das Jetlag zu und nach dem Bier geht’s in die Koje.

TC Briefing, 1st Task

Am 2. Januar geht es nach einem kurzen Wetterbriefing zum Startplatz am Treble Cone, auch liebevoll TC genannt. Dort gibt es ein Cafè an der Seilbahnstation und hier findet gegen Mittag unser erstes Tasksetting statt, während sich die Basis langsam hebt und den Blick auf den märchenhaft schönen Lake Wanaka ermöglicht. Zum warm werden zwei Wendepunkte, 37km landen mitten in Wanaka im Park. Start auf ca. 1600m nach kurzem Marsch etwas oberhalb der Station, easy as can be. Die Bedingungen sind super und der erste Task endet mit 16 glücklichen Piloten im Ziel.

Kann man auch übersetzen mit World Wide Weather, das auch in Neuseeland nicht mehr so ist, wie es mal war. So war schon der letzte Sommer sch…. und der zweite Wettkampf-Tag fällt wegen starkem Nordwestwind aus. Wir machen uns auf den Weg zur Westküste und sehen uns den Regenwald dort an, die berühmten Fox und Franz-Josef Gletscher und die Strände der Tasman Sea.

Comp

Das wars dann aber auch schon mit Urlaub. Die kommenden Tage wird geflogen, was das Zeug hält. Jeden Tag ein Task am TC mit 20 bis 50 km Länge. Auch wenn unser Meet Director Bryan am morgen noch skeptisch die Stirn ob des Wetters runzelt – mittags heisst es unfehlbar „The window is open“. Wir ziehen nur um zum etwas tiefer gelegenen Start am Pub Corner, direkt an der Auffahrt zur Seilbahn gelegen und etwas, sagen wir…eng für einen Wettkampf. Geht aber.

Coronet Peak

Der letzte Task findet am vorletzen Tag bei Queenstown statt, Startplatz Coronet Peak, wohin wir wegen des Wetters ausweichen. Zickzack-Task an der Kante lang, zweimal Tal und dann landen im Flightpark am Fuß des Berges. Start- wie Landeplatz sind erstklassig. 5$ Landegebühr sind mehr als berechtigt. Leider war’s das für diesen Wettkampf und am kommenden Tag fällt fliegen ins Wasser (Regen, Regen, Regen, Regen).

Middi’s Mustache

Preisverleihung und Abschiedsessen finden im Café Fe in Wanaka statt. Die Stimmung ist gigantisch, es gibt Geschenke, Reden, Dank und Emotion. Später wird der Schnurbart von Grant Middendorf versteigert (Platz 8 Weltrangliste, Platz 4 NZ), um zwei der Leading Ladies die Teilnahme an dem World-Cup in Brasilien im März zu finanzieren. Middy erklärt sich bereit, sich für 1000,- NZ$ unter den Rasierer zu legen. Also heißt es nach dem Essen: „Wir stehen bei 900,-$, bei 950,-$ , 1000,- $!!!!“ Kat und Harmony nehmen Middy eigenhändig unter lauten Beifall und Pfeifen den stattlichen rotblonden Bart ab. Dann scharen sich alle anwesenden Ladies um ihn und es gibt ein Foto vom neuen Middy.

On the road again

Am kommenden Morgen werden noch schnell letzte eMail-Adressen ausgetauscht, dann verstreuen sich alle. Wir nehmen Nikki in unserem Mietwagen mit bis nach Christchurch und fahren weiter Richtung Norden. In Picton geht es auf die Fähre, durch den Marlboro-Sound und über die Cook-Strait, in der sich Tasman Sea und Pazifik treffen nach Wellington. Von hier aus noch mal 350km bis zur Hawke’s Bay nach Napier.

A bit intimidating

Am kommenden Tag treffen wir Tim, der seit 20 Jahren fliegt und uns etwas rumführt. Te Mata Peak, mit direkt neben dem Parkplatz gelegenem Start, ist eher etwas für bergfeste Piloten. Auf dem sehr steilen Südstartplatz hat nur eine Kappe Platz. Wenn das Aufziehen nicht klappt hängt man links oder rechts in den Felsen oder oben im Zaun/den Zuschauern/den parkenden Autos. Der Flug ist einfach – ein schöner Talkessel sorgt für die Strömung an der Kante, Landung auf einer riesigen Wiese.

And back again

Drei Wochen gehen schnell vorbei. Gute Vorbereitung ist also empfehlenswert. Ausländische Piloten sollten dem Neuseeländischen Flugverband als Gäste beitreten. Kostet für drei Monate so um die 20,- €. Infos: Allgemein gilt: alle sind sehr hilfsbereit und freundlich. Da aber in fast allen Fluggebieten Besonderheiten bezüglich der Start- und Landeplätze zu beachten sind, sollte man diese Hilfs- und Auskunftsbereitschaft auch in Anspruch nehmen. Setzt euch mit dem lokalen Club oder der Flugschule in Verbindung, bevor ihr fliegt. Oft ermöglichen nur bestimmte Vereinbarungen der Clubs mit den Landeigentümern das Fliegen und Gäste sollten diese Agreements nicht durch Unwissen gefährden. Bei Streckenflügen zu beachten: es gibt im Hinterland kaum Straßen. Eine ungünstige Außenlandung kann also schon mal einen zweistündigen Fußmarsch zur nächstgelegenen Straße bedeuten. Immer Wasser, Hut und Sonnenschutz mitnehmen.
Die Infrastuktur sonst ist sehr gut. Gute Unterkünfte gibt es in vielen Orten zu bezahlbaren Preisen (Campingplätze, Caravanplätze, Motels etc. ).

Und wer hat’s gefunden?

Wie unser holländischer Mitflieger Bob bei seiner Dankesrede (Platz 3. Fun-comp) sagte: „Es war super. Selten soviel Spaß in so kurzer Zeit gehabt und so viele nette Leute getroffen. Ich bin wirklich sehr froh, dass wir Holländer Neuseeland gefunden haben“ 😉
Snezana, Januar 2005