19. – 20.11.

So, 19. – Mo, 20. November Hallo, diesmal meldet sich Ingo (der Hamburger) zu Wort! Leicht verkatert lässt sich ein Teil der Gruppe von den Lockrufen einiger Frühaufsteher wecken. Der erste Eindruck ist dunstig. Doch als wir die Stalltür unserer Kojen öffnen, lassen erste Sonnenstrahlen einen herrlichen Flugtag im beliebten Bulwer erahnen. Obwohl sich die Wolkendecke nicht vollständig auflöst, werden die Erwartungen der ausgehungerten Flieger erfüllt. Es eröffnet sich ein Panorama per Excellence. Die meisten bleiben den ganzen Nachmittag in der Luft. Nach der Landung erinnern eifrige, aber schüchterne junge schwarze Schirmpacker, dass man wirklich Urlaub hat.

Den Abend lassen wir gemeinsam mit ein paar lokalen Fliegern in einer sehr authentischen, ländlichen Gaststätte mit Home-made Burger, Steak und Windhoeck Lager ausklingen. Die Stimmung ist prima. Micha und ich (Ingo) müssen uns später abseilen, um uns eine Verabredung mit zwei Dorfprinzessinnen nicht entgehen zu lassen. Ihr „Schlösschen“ stellt sich als tierfreundliche WG heraus, welche westeuropäische Hygieneansprüche nur bedingt erfüllen. Irdengwie gelingt es den Gastgeberinnen jedoch, von den Umständen abzulenken. Entgegen gutgemeinter Ratschläge, sich als Weisser in dieser Gegend nachts nicht per pedes zu bewegen, machen sich Ranger Mike und ich zusammen auf die Socken. Als auf halbem Weg ein schwarz-indischer Truckerfahrer (Kampfgewicht 60 kg) anhält und mit den Worten „Guys, can I give u a ride – better don’t walk“ einlädt, sind die kulturellen Eindrücke für diesen Abend perfekt. Die Wettervorhersage für Montag ist aus fliegerischer Sicht vielversprechend. Spekulationen über Cross Country Flüge machen die Runde. Daher starten wir erwartungsvoll, nachdem die ersten Thermikwölkchen sichtbar werden. Der Startplatz auf 1800m bietet heute eine klare, eindrucksvolle Sicht. Unser Tourguide Roland schildert die Optionen für die Streckenflugwilligen. Da für nachmittags Gewitter angekündigt sind, geht es darum möglichst schnell rauszukommen, bevor der Wind weiter zunimmt und das Starten unmöglich macht. Rudolf und Jörg erreichen ordentliche 1000 Meter Startüberhöhung. Und Steffen folgt gerne Rolands Einlandung, mit dessen grossen DoSi mitzufliegen. Das erwartete Gewitter kündigt sich eindrucksvoll mit mächtigen Cumulus-Wolken und fernem Grollen an. Trotz verpassten Streckenflügen ist es ein gelungener Flugtag mit anspruchsvollen Bedingungen in reizvoller Umgebung. Auf jeden Fall ein Grund heute Abend beim Braii darauf anzustossen.   Und für morgen ist das Wetter ähnlich wie heute, also fliegbar, vorhergesagt. Mal schauen… <<< zurück >>>                     <<< weiter zum 21.11. >>>

18.11.

Sa, 18. November Grauer Himmel und Nieselregen – so startet der Tag und die Vorsagen sehen auch nicht besser aus. Unsere Gruppe entschliesst sich, mit Roland und Kristy nach Durban zu fahren und, so möglich, Henry zu besuchen und vielleicht einen Abstecher zum Indischen Ozean zu machen. Während dessen bleibe ich hier, gehe in Bulwer „shoppen“ sowie auf Wanderung, denn rund um Bulwer sind einige Wanderwege ausgeschildert. Leider finde ich die „Bushman’s paintings“ nicht. Dafür zeigt sich aber die „Curtain cave“ (Gardinenhöhle) von ihrer besten Seite: durch den starken Regen der letzten Tage ist der Wasserfall, der die Vorderseite der Höhle herab fliesst, zu einem schönen Vorhang geworden. Die Wanderung endet für mich nach gut drei Stunden wegen der nassen Wiesen
mit so durchgeweichter Hose, dass sich Schaum vor meinen Knien bildet. Abends gibt es dann nach im Pub sogar einige Optimisten, die für morgen Nachmittag gute Flugbedingungen vorhersagen. Schön wäre es ja mal wieder… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 19.11. >>>

17.11.

Fr, 17. November Natürlich ist nach dem traurigen gestrigen Tag die Stimmung in der Gruppe immer noch recht betreten. Von Henry wissen wir nur, dass er in eine grössere Klinik nach Durban verlegt werden soll, um die notwendige Operation am gebrochenen Fuss durchführen und innere Verletzungen sicher auszuschliessen zu können. So geht es vor unserer Abfahrt Richtung Drakensberge noch einmal auf den Dumbe Mountain hoch und wir erleben alle bei schwach windigen Bedingungen einen Panoramaflug. Der Reiseführer sagt über die Drakensberge, dass die Wahrscheinlichkeit, gutes Wetter zu haben, 50 Prozent ist. Wir haben die anderen 50 Prozent und fast die ganze Strecke erleben wir beeindruckende Gewitter – zweimal muss Roland anhalten, weil die Strasse nicht mehr zu erkennen ist. Dann fällt auch noch das Rücklicht aus und Kristy beginnt akrobatisch die Sicherungen zu überprüfen. In Bulwer angekommen, wartet schon ein tolles Abendbrot auf uns. Wir Hartgesottenen (Ingo, Micha, Steffen und ich) sind dann bei Musik und Pool-Billiard noch bis nach eins im Pub; Freitags ist dort immer „Party“ wo sich die Farmer der Umgebung – und deren Töchter 🙂 vergnügen. Ingo liegt eindeutig auf Platz 1, was diesen Teil der Gruppendynamik betrifft…  <<< zurück >>>      >>> weiter zum 18.11. >>>

Da ist wohl ´ne Sicherung durchgebrannt!:

16.11.

Do, 16. November Der geplante “richtig schöne Fliegertag” fängt mit der Besichtigung der Startplätze hier um Paulpietersburg mit anschliessendem “Parawaiting” an. Der Wind kommt zwar aus der richtigen Richtung und ist auch nicht zu stark, aber die eingelagerte Thermik verursacht so starke Ablösungen, dass an sicheres Fliegen nicht zu denken ist.

Aber wir alle geniessen den tollen Ausblick und den warmen Wind und Micha hat schnell eine Gruppe zum Scrabbeln zusammen, während Maria lesend die Zeit verbringt und ich mit meinen Pois übe… Gut, dass das Fluggebiet so nah an unserer Unterkunft liegt – wir fahren einfach noch mal runter und nutzen die Zwischenzeit zum Besuch des hiesigen bunt-afrikanischen Marktes. Zum späten Nachmittag fahren wir wieder hoch und bald sind unsere bunten Schirme in der Luft zu sehen. Dann geht alles schnell und unerwartet: Während wir alle nahe des Startplatzes fliegen, schaue ich talwärts und sehe plötzlich, wie der Schirm unseres Engländers Henry mit einer schnellen, Steilspiral-ähnlichen Drehung hinter der Kante verschwindet. Und als Roland zu ihm läuft, gehe ich sofort landen und laufe auch runter zur Unfallstelle. Henri ist zum Glück ansprechbar, klagt aber über starke Schmerzen im Fuss und im Nacken. Roland stabisiert ihn und ruft den Rettungsdienst. In den nächsten Stunden erfahren wir den Unterschied zwischen Mitteleuropa und Südafrika, den man so leicht vergisst, so lange alles gut geht – bis der Krankenwagen mit zwei Rettungssanitätern erscheint, vergehen fast zwei Stunden. Mit sieben Leuten an der Trage schaffen wir in Etappen die ca. 100 Höhenmeter zum Startplatz rauf und sind alle völlig erschöpft aber auch froh, den Rettungswagen in fast völliger Dunkelheit endlich erreicht zu haben. Und bis Henry im ca. 60 km entfernten Krankenhaus angekommen ist, dürften wohl bald vier Stunden vergangen sein. Natürlich ist die Stimmung gedrückt, hellt sich dann aber wenigstens ein wenig auf, als wir erfahren, dass Henri gut im Krankenhaus angekommen ist. Der Knöchlbruch steht fest – zum Glück aber auch, dass der Rücken heil geblieben ist und der Integralhelm seinen Kopf bestmöglich geschützt hat. Da kommt dann bei uns nach und nach der Appetit zurück und wir verspeisen das tolle Abendessen, dass unser Gastgeber Dieter uns bereitet hat. Wahrscheinlich fahren wir morgen wir geplant in die Drakensberge nach Bulwer und besuchen Henry auf dem Weg… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 17.11. >>>

14.-15.11.

Di, 14. – Mi, 15. November Jetzt schreibt euch Rangermike (Michael O.) ein paar Zeilen. Diesen Titel habe ich mir mit Henry verdient, haben wir doch als Einzige die Big Five gesehen: Löwen, Rhinos, Leoparden, Flusspferde und Wasserbüffel….zu vernachlässigen sind Hyänen, Impalas, Böcke jeglicher Art, Schlangen, Geier, Papageien, Giraffen, Affen usw. Henry und ich haben dafür aber auch auf viel Schlaf verzichtet. Die selbst organisierte Safari war prima, aber das Add on gab es nur, weil wir auch mal nachts um 4.00 Uhr gestartet sind – dann hatten wir noch Glück, dass unser Guide den LKW mit 20 Personen einfach bei Sichtung einer Löwenherde kurz und humorlos in derselbigen geparkt hat, abseits der Straße….er gab uns die Auflage leise zu sein … die Herde bestand aus ca. 12 Tieren. Als nach 1 Minute jedoch die ersten Jungtiere auf uns zugingen und drauf und dran waren ihren Mut an uns auszuprobieren…. und deren Mütter Anstalten machten diese zu begleiten….da fuhren wir dann doch weiter…aber nur 100 m, um direkt neben einem Löwen zu parken, der jedoch ziemlich relaxt war….um nicht zu sagen – er posierte. Tolle Fotos, schöne Impressionen.

Jetzt ist noch nicht einmal eine Woche um und mein variabler Speicher ist schon fast voll ob dieser Eindrücke. Die Zeit eilt, nur nicht während dieser quälend langen Autofahrten… Gottseidank habe ich ein Scrabble mit. Unsere jetzige Unterkunft in Paulpietersburg, nahe Städte heissen Braunschweig, Augsburg und Luneburg, hat mit der ersten Lodge nichts gemein. Alles etwas im “used look” gehalten, betrieben von einem S-Afrikaner (“Isch bin der Dieter”), dessen Vorfahren Deutsche waren… er spricht auch perfekt Deutsch (wenn ich mich nicht täusche mit süddeutschem Akzent), hier sieht es aus wie in einer Gartenlaube…nur dass die Gartenzwerge Schwarze sind…passenderweise heisst auch noch einer der 4 Hunde “Kaiser”, ein niedlicher Schoßhund von 65 kg, ein Vollblutrottweiler….der will doch nur spielen. Irgendwie habe ich noch nicht genug Heimweh, um das Ganze hier zu würdigen… aber ich habe den Eindruck, dass die Gruppe genug abwärtskompatibel ist, um sich den erneuten Umständen anzupassen. Wenn der “Dieter” jedoch anfängt, am Abend “Opa Rudolph” inzwischen Deutschland und SA zu begründen (“Hier ischt nämlich Sommer, während in Frankfurt nun Winter isch”)…da waren alle plötzlich müde und mussten ins Bett. Ansonsten zeigen wir so alles auf, was Gruppendynamik aufbietet – konfuse Informationen, Zeitverschwendung und  unsinnige Gespräche – es fehlen jedoch Animositäten jeglicher Art, last but not least kann man sagen – eine ganz prima Truppe. Durch die Anwesenheit von Henry wird bei mir zumindest mein doch verbesserungswürdiges Englisch gefördert. Der Eindruck in SA bzgl. des Zusammenlebens zw. Schwarze & Weisse ist: das sind ganz klassische Parallelwelten. So stelle ich mir die USA in den Sechzigern vor. Ansonsten gibt es eine große Paranoia bzgl. des Sicherheitsgefühls – ist hier auch ein prosperierender Markt und dürfte zur WM 2010 noch zunehmen. Unser Wolfi (der 2. Fluglehrer) ist ja nun nach SA emigriert, den Kontakt sollten wir halten….Unterkunft & Karten zur WM 2010 garantiert! Morgen hoffentlich wieder einen richtigen  schönen Fliegertag… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 16.11. >>>

9.-13.11.

Wir sind in Südafrika! Do, 9. – Fr, 10. November Alles geht in Berlin los. Unsere Gruppe, Maria, Rudolf, Steffen Michael und ich, Jörg, ist vollzählig. Ingo aus Hamburg hat aus Versehen seinen Hinflug für eine Woche zu früh gebucht und erwartet uns bereits in Johannesburg. Auf uns warten gut drei Wochen Urlaub unter dem Thema „Erlebe das Land – mit dem Gleitschirm“. Unser Flug über den futuristischen Flughafen Barajas von Madrid erreicht Jo’burg fast planmäßig und 90 Minuten später ist auch unser Gepäck da; versehentlich war der Container zum Frachtterminal gegangen. Großes Hallo – alle sind da und mit unseren Führern Roland und Kristy brechen wir zu elft gen Osten auf. Einen ersten Eindruck auf die Möglichkeiten des Wetters bietet schon die Fahrt: Eine gigantische Böenwalzen-Staubwolke wirbelt vor uns über die Landschaft; daneben sieht man es aus einer dunkelgrauen Wolke in Strömen regnen und die unheimliche Szenerie wird durch einen doppelten Regenbogen gekrönt. Wir werden die ersten Tage in der romantischen Lodge Doornkop inmitten eines Wildgeheges verbringen und starten nach unserer Ankunft auch gleich mit einem traditionellen Grillabend, „Braai“ auf Afrikaans und ein beliebter (und leckerer) südafrikanischer Volkssport.

Sa, 11. November Auf nach „Bambi“ – einem ostwärts ausgerichtetem Fluggebiet, das direkt an der Grenze zwischen den „Lowvelds“ und „Highvelds“ gelegen ein besonderes Talwindsystem entwickelt. Häufig jedenfalls, denn heute steht erst einmal starker Westwind an. OK, wir sehen einen Stausee, fahren hin, sehen auch die Warnschilder „Beware of Hippos“, gehen baden und schauen dabei aufmerksam nach Nilpferd-Naslöchern. Später und wieder auf dem Berg weht der Wind langsam schwächer – leider auch weiter aus der falschen Richtung – aber es reicht zu ein bisschen Groundhandling über die Bergkuppe hinweg. Morgen soll der Wind schwächer werden… So, 12. November Dunkle Wolken und viel Wind – aber wir fahren trotzdem unverzagt auf den kleinen Hügel mit dem tollen Ausblick über die weite Graslandschaft. Tatsächlich lässt schon bald der Wind nach und Roland startet als erster mit der südafrikanischen Starkwindtechnik „Aufziehen und Starten mit angelegten Ohren“ und nachdem uns Naturkenner Craig nachdrücklich zeigt, wie es nicht aussehen soll, dabei zum Glück ohne Kratzer bleibt, werden die Bedingungen schnell besser und wir starten einer nach dem anderen raus und haben viel Freude in dem mit kleinen Thermiken durchsetzten Aufwindband. Alle kommen in die Luft und selbst unsere „Fußgänger“ Maria und Steffen werden als Passagiere „in die Luft gejagt“. Rudolf, bekannt und gefürchtet für seine ausgefeilte Starttechnik, startet gleich mehrere Male an diesem tollen Flugtag. Als der Wind etwas stärker bläst, sichern ihn einfach zwei Leute – „Could you give me an anchor“ (Anker) wird diese Aufgabe hier sehr treffend genannt. Ich selbst fliege am Hang, drehe auch einmal mit einigen Schwalben die fehlenden 300 Meter zur Wolkenbasis auf und habe ansonsten besonders viel Vergnügen, meine Top-Landetechnik zu verfeinern. Und unser „Youngster“ Henry, aus London zur Gruppe gekommen, darf an diesem vierten Tag  als Flugschüler seine ersten eigenen Toplandungen praktizieren. Das ist Südafrika! Und während Maria mich massiert, wetterleuchtet und donnert draußen das übliche abendliche Gewitter und die Regentropfen klopfen an. Morgen brechen wir zum Krüger-Nationalpark auf, mit 22000 km² etwa so groß wie Brandenburg, aber von wesentlich wilderen Tieren bewohnt, sagt man. Wir werden sehen; vielleicht mit einer kleinen Flugpause an “God’s window” auf dem Weg dorthin…

Mo, 13. November Der Regen hat bis zum Morgen angehalten, mit tollem Wetterleuchten, Stromausfall und allem, was dazu gehört. Richtung Osten geht es weiter und bergig wird es zunehmend. Ein Stück in die Berge hinein schauen können wir bei einem Besuch in den Sudwala-Höhlen. Der geplante Ausflug zum Blyde River Canon, dem drittgrößten der Welt, fällt leider dem Umstand zum Opfer, dass die Tore des Krüger-Nationalparks abends um sechs schließen und wir dann noch eine halbe Stunde Zeit bis zu unserem Camp haben, um dort nicht ebenfalls vor verschlossenen Türen zu stehen. Dennoch sehen wir schon hier die ersten Impalas, Elefanten, Giraffen und Nilpferde entlang der Strecke.  Michael und Henry gehen dann noch auf eine Abendsafari durch die Nacht und erleben sogar einen Leoparden auf der Jagd, während unsere Gruppe am Lagerfeuer den hinter dem nahen Campzaun vorbei streichenden Hyänen lauscht. Morgen geht es auf Safari… <<< zurück >>>      >>> weiter zum 14.11. >>>

Rudolf mit zwei Fluglehrern als persönliche Starthelfer: