Streckenflug-Workshop 2009

Mentales Vorbereitungstraining für die Saison 2009, auf Streckenflugmoeglichkeiten  im Alten Lager mit dem Gleitschirm

 
Am 16. Januar 2009 fand im Poseidon in Berlin ein Workshop zum  Thema “Mentales Vorbereitungstraining fuer die Saison 2009 – Streckenfliegen im Alten Lager mit dem Gleitschirm” statt. Ambition diesen Workshop zu veranstalten war, dass wir zwar alle wissen, dass man am Ende nur in der Praxis lernen kann, aber eine theoretische Vorbereitung unverzichtbar ist , um nicht planlos umherzukurven und unnötig viele Misserfolge einzustecken. 

Jeder Pilot weiss, dass es kaum etwas praktischeres gibt, als eine gute Theorie. So entwickelte sich die Idee einen vereinsinternen Erfahrungsaustausch zu organisieren von erfahrenen Streckenpiloten mit ambitionierten Gleitschirmfliegern , denen es noch an Erfahrung mangelt bis hin zu solchen, die mit ihren bisherigen Ergebnissen noch unzufrieden sind.  Die Resonanz war enorm. Es haben sich viele Piloten angemeldet. Bis auf 2 Ausnahmen sind auch alle, die sich gemeldet hatten, erschienen. Zur Einführung hielt Claus Gerhard seinen Vortrag zum Thema Flachlandfugtipps aus dem Alten Lager”, der uns auf das Thema des Workshops einstimmte.  Anschliessend ging Udo Reimann kurz auf das Thema “Lufträume” ein, insbesonders im Hinblick auf die neue Luftraumstruktur im Alten Lager ab März 2009. (Weitere Infos dazu sind demnächst in einem Seminar über die neuen Luftraumregelungen und anschließend auf unserer Website  zu entnehmen !!!) Egal wohin man geht, in welcher Gegend auch immer man sich befindet, wissen wir als Gleitschirmpilot, dass die Erfahrungen der “Locals” kein Lehrbuch ersetzen kann. Deshalb war es von grundlegender Bedeutung, dass sich drei unserer, inzwischen zahlreichen, vereinsangehörigen Streckenflugcracks zur Verfügung gestellt hatten Frage  – Antwort zu stehen. Ohne Viktor Milzin, Rene Pauly und Hagen Walter hätte die Veranstaltung als Workshop nicht stattfinden können.  Es kam zu einem regen Austausch, bei dem u.a. Fragen beantwortet wurden wie:

  • wann sich vom Platz lösen,  wann, wie, welche Wolke anfliegen, wann auch mal zurück oder quer zum Wind fliegen
  • … was fliegt Ihr an, merkt Ihr Euch “Hausbärte”, ab welcher Höhe fliegt Ihr nach Bodenmerkmalen, Bartsuche gegen Wind oder lieber
    mit Wind …
  • wann entscheidet ihr euch für Dreiecksflüge oder gerade Strecke? bei der der Flugplanung? Erst in der Luft? Wie sieht Euere Flugplanung aus?

Die Antworten  zeigten, dass jeder Pilot unterschiedliche Herangehensweisen an die XC-Fliegerei hat. Als Beispiele haben wir  Strecken besprochen, die im Sommer 2008 von drei anwesenden Piloten  bei Westwind geflogen wurden und eine Strecke bei Ostwind im Juli 2008. Als Organisatorin dieses workshops mochte ich folgendes Statement unseres Vereinspiloten Lothar George weiterleiten, weil ich mich dieser Ansicht  anschliesse:

“Ich bemühe mich eigentlich immer, sehr genau hinzuhören, wenn erfolgreiche Piloten von ihren “Heldentaten” berichten. Das hat mir sehr geholfen, schon in meiner ersten Saison ganz nette Flüge hinzubekommen. Der Workshop war eine sehr konzentrierte Form solchen Erfahrungsaustausches. Wer als Pilot offen ist, von Cracks zu lernen, dem kann ich nur empfehlen, als Helfer während der Wettkämpfe am Platz Altes Lager mitzutun. Das macht Laune, hilft dem Verein und ist Workshop der speziellen Art.” 

Organisation und Redaktion: Sonja Romeis

Spaß ohne Worte 2005

Fliegen mit gehörlosen Passagieren

Nach der Landung konnte mein Passagier seine Eindrücke nicht in Worte fassen. Das breite Grinsen und das anerkennende Klopfen auf meine Schulter sprachen jedoch Bände. Maik (37) war von seinem ersten Flug in einem Ultraleicht Trike begeistert. Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, wie es ihm denn gefallen habe. Maik gestikulierte und streifte sich dabei mit zwei Fingerspitzen über die Nase. „Das ist das Zeichen für Spaß“ erklärt mir Herr Scheerbaum, der auch meine Frage in Gebärdensprache übersetzt hatte, denn Maik kann mich nicht hören. So wie auch seine Mitbewohner, Andy (33), Sophie (23) und Melanie (19), die heute ebenfalls zum ersten mal im UL gesessen haben und freudestrahlend mit Handzeichen ihre Erlebnisse austauschen, ist Maik gehörlos.



Die vier leben in einer der Wohngemeinschaften, die von der gemeinnützigen Gesellschaft Sinneswandel in Berlin betreut wird. Diese fördert gehörlose und hörgeschädigte Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen unterschiedlichen Grades.
Als Henry Maek, der zweite Vorsitzende des Drachenflieger Clubs Berlin über seine Lebensgefährtin von diesem Projekt erfuhr, war für ihn sofort klar: hier kann der DCB einmal mehr beweisen, dass seine Gemeinnützigkeit nicht nur ein Steuertatbestand ist. Schließlich haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen in Berlin und Brandenburg den Flugsport nahezubringen – und zwar allen!
Nach einiger Vorbereitung und einem bisschen Bürokratie (es mussten die Einverständniserklärungen der Eltern eingeholt werden), wurde am 3. Mai die WG8, die von Sinneswandel für unsere Einladung ausgewählt hatte, von Hans-Christoph Buddee mit einem Kleinbus in Berlin abgeholt und zum Vereinsflugplatz Altes Lager bei Jüterbog gebracht.
Dank des anfangs herrlichen Frühlingswetters herrschte an diesem Samstag bereits reger Betrieb: Gleitschirmflieger ließen sich mittels einer Winde in die Luft befördern, Drachenflieger wurden von UL Trikes in den brandenburgischen Himmel geschleppt.
Hans-Christoph erklärte der Gruppe die weitläufige Anlage und die verschiedenen Flugsportarten die auf diesem ehemaligen Militärflugplatz betrieben werden; als erster Vorsitzender des DCBs  ist er schließlich bestens damit vertraut. Auch hier übersetzten Herr Scheerbaum und seine Kollegin Frau Kayser Gesprochenes in Gebärdensprache.
Ihre Finger hatten erst wieder Pause als Maik, Andy, Sophie und Melanie andächtig die Vorbereitung eines Drachenstarts verfolgten.
Henry hatte Nadja, mit der er schon des öfteren Trike geflogen war, eingeladen, an seinem Doppelsitzer mitzufliegen. Für die junge Frau eine ganz besondere Erfahrung, da sie das Fliegen vor allem hört und fühlt; Nadja ist nämlich blind.
Die WG8 sah interessiert zu, wie Passagier und Pilot unter den Hängegleiter geschnallt und kurz darauf vom Schlepptrike nach oben gezogen wurden. Die Mutigen bekamen nun Lust, sich selbst die Höhenluft um die Nase wehen zu lassen, also wurden die Trikes für unsere Gäste startklar gemacht.



Leider spielte der Himmel vorerst nicht mehr mit, er hatte sich immer weiter verdunkelt und eine Wolke drohte gar mit Regen. Kurzerhand wurde die Überraschung vorgezogen, die wir für unsere Gäste hatten: ein Besuch bei der Garnison-Schau des Garnisongeschichtsvereins Jüterbog “St. Barbara” e.V. Ulli Teilemann, ein Vorstandsmitglied des Vereins, hatte uns ein tolles Angebot gemacht, nachdem er von unseren Gästen erfahren hatte: „Wir holen euch ab und ihr schaut euch alles an!“. Die Abholung, die dann eine halbe Stunde später auf den Platz rollte, war beeindruckend: ein gigantischer Lastwagen russischer Bauart. Damit wurde unsere Truppe zur benachbarten Barbara Halle transportiert um sich dort ein buntes (oder eher olives) Treiben anzuschauen. Militärfahrzeuge und -technik aus aller Welt, Sammlungen und Modelle konnten hier bestaunt und teilweise im wahrsten Sinne des Wortes erfahren werden.
Schnell war über eine Stunde vergangen, bis das russische Ungetüm mit unseren Passagieren zurück kam. Zwischendurch hatte es kurz geregnet woraufhin sich die meisten Wolken nach Süden verabschiedet hatten.
Für die vier gehörlosen Männer und Frauen ging es jetzt zur Sache, Overalls wurden angezogen, Helme ausprobiert und Handzeichen vereinbart: Daumen hoch für „alles okay“, Daumen runter für „ich will runter“.
Kurz darauf waren vier Trikes mitsamt Passagieren in der Luft. Von Leuten, die zum ersten Mal in einem Trike fliegen höre ich in der Regel immer das gleiche: „Toll! Phantstisch! So habe ich es mir nie vorgestellt!“. Bei diesem Mitflieger reichte ein enthusiastisch ausgestreckter Daumen, um das gleiche auszudrücken. Fliegen ist eh zu schön, als das man es in Worte fassen könnte. Maik hat mir gezeigt, dass es auch nicht nötig ist. Er strahlte mich an, ich grinste zurück und strich mit zwei Fingerspitzen über meine Nase. Spaß – ohne Worte!
weitere Infos bei:
Matthias Heib,                 Tel: 0171 – 2101667
Henry Maek,                     Tel: 0172 – 3003294